Evangelikaler in schulischer Jungengruppe

Die Wilhelm Kaisen Oberschule in Huckelriede kooperiert seit einiger Zeit mit Kirchengemeinden im Stadtteil. Die Kirchen sind zum Teil in das Betreuungsprogramm an den Nachmittagen eingebunden. Eines der Gruppenangebote, immer donnerstags für die sechsten Klassen, wird von Diakon Christian Kück geleitet.

    „Jahrgang 6 – donnerstags
    Jungengruppe KNr: 4 Hier sind die Jungs ganz unter sich und gestalten ihre Werkstatt nach ihren eigenen Wünschen. Wenn du Interesse an gemeinsamen Gesprächen, Spielen und vielen anderen Aktionen mit anderen Jungen hast, bist du in dieser Gruppe herzlich willkommen. Christian Kück Tn:12“

Webseite WKO 30.11.2019

Genau genommen haben Diakone und Pastoren in dieser Form an den Schulen nichts verloren. 
Bei Herrn Kück wird es jedoch zusätzlich pikant, denn sein Arbeitgeber und seine kirchliche Heimat ist die St. Markus Gemeinde in Kattenturm. Diese Gemeinde ist in der bremischen evangelischen Kirche und zusätzlich innerhalb der Evangelischen Allianz organisiert.

Die Bremische Evangelische Allianz ist das Netzwerk der Evangelikalen Gemeinden in Bremen. Sie vertreten fundamentalistische Positionen. Entschieden lehnen sie homosexuelle Praxis als Sünde ab, streiten vehement gegen die Ehe für alle und sind für ein vollständiges Abtreibungsverbot. Die ganze Bibel, also auch die Mordgeschichten des alten Testaments, in denen die Tötung von Ungläubigen propagiert wird, sind für sie das Wort Gottes und Richtschnur für das tägliche Handeln.

Ob denn Herr Kück eine Trennung von seiner Tätigkeit in der evangelikalen Kirchengemeinde oder der Schule vornimmt, mag angesichts des Leitspruchs auf der Webseite der St. Markus Gemeinde sehr zweifelhaft sein.

    “Mission
    Obwohl schon fast 2000 Jahre alt, ist der Missionsbefehl aus Matthäus 28 heute aktueller denn je. Das betrifft einerseits jeden Christen im Alltag, andererseits hat es auch immer Menschen gegeben, die den Spuren der Apostel Petrus und Paulus folgend in fremde Länder gezogen sind, …
    Zwar sollte man meinen, in fast zwei Jahrtausenden sei das Evangelium in allen Ländern der Welt verbreitet worden, aber viele ehemals christlich geprägte Länder sind durch Unterdrückung des Glaubens und Verfolgung der Christen oder durch schlichtes Vergessen wieder zu akuten „Missionsgebieten” geworden.
    Auch die St.-Markus-Gemeinde unterstützt Missionare bei ihrer Arbeit, die weit über das bloße Predigen hinausgeht. „Nebenbei” sind Missionare oft noch Kinderbetreuer, Haushaltshelfer für ältere Menschen, medizinisches Fachpersonal, Entwicklungshelfer, Buchhändler und vieles weitere…“

Abgerufen von der Webseite der Markusgemeinde am 29.11.2019

Jugendliche in den Jahrgängen 5 und 6 (10 bis 12 Jahre) sind genau die Zielgruppe, die die evangelische Kirche wieder an Bord holen und für die Konfirmandengruppen gewinnen will.

Der evangelikale, missionarische Diakon Kück sitzt also genau dort, wo die Bremische Evangelische Kirche eine wesentliche Zielgruppe für ihre Mitgliedergewinnung und Betreuung ausgemacht hat. Nachzulesen in den Beschlüssen des Kirchentages vom 27. und 28. November 2019. Es ist auch sicherlich kein Zufall, das Kück die Konfirmandengruppe für Jugendliche ab 12 Jahren in seiner evangelikalen Kirchengemeinde in der Nachbarschaft der Schule leitet.

Homophobie und aggressive Ablehnung von Andersdenkenden und Andersgläubigen, die als wesentliche Folge strenggläubiger Religiöser ausgelöst werden, sind mit Sicherheit nicht im Sinne der Bildungsziele an bremischen Schulen. Oftmals erscheinen die Vertreter*innen der Bremischen Kirche harmlos. In zahlreichen Fällen sind hier jedoch die Evangelikalen innerhalb der BEK unterwegs.

siehe auch Mission: Durch die Hintertür ins Klassenzimmer

2 thoughts on “Evangelikaler in schulischer Jungengruppe

  1. Ahoi liebe Menschen,

    Dankeschön für den veröffentlichten Beitrag zu Evangelikal*innen oder sogar evangelikalen Einflüssen im Schulsystem.

    Ich würde gerne mit den Autor*innen des Beitrags in Kontakt treten, da einer meiner Kollegen im Rahmen einer Bremischen Oberschule aus meiner Sicht aktives Mitglied der Markus-Gemeinde ist.

    Beste Grüße

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