Kein Vergeben, kein Vergessen!
Am Donnerstagnachmittag wurde M. in Bremen-Gröpelingen von der Polizei erschossen. Von einem Mitarbeiter der Espabau, einer Wohnungsbaugesellschaft, wurde vorher die Polizei gerufen. Erzählungen von Anwohnerinnen zufolge war der Mieter M. mit dem Vorgehen des Mitarbeiters nicht einverstanden, verhielt sich aber nicht auffällig oder aggressiv. Auch als die Polizei eintraf, blieb M. ruhig. Erst als sich die Polizistinnen (2 Uniformierte und 2 in zivil) nähern und M. gegenüber Maßnahmen ergreifen wollten, kam bei M. ein größeres Messer zum Vorschein. Auf Videos, die von Anwohnerinnen gemacht wurden, kann man dann sehen, dass M. zunächst unentschlossen ist, wohin er gehen soll. Drei der Polizistinnen befinden sich in einigen Metern Entfernung, eher in einer Rückwärtsbewegung, einer von ihnen geht aber auf M. zu und sprüht aus nächster Nähe Pfefferspray auf M. Der rennt in diesem Moment in die Richtung des sprühenden Polizisten. Ein anderer Polizist eröffnet sofort das Feuer und trifft M. mit zwei Kugeln in den oberen Teil seines Körpers. Das Video endet. M. wird kurze Zeit später abtransportiert und verstirbt an den Schussverletzungen. Todesursache: Polizei.
Anwohner*innen erzählten, dass sie während des Polizeieinsatzes und auch noch längere Zeit danach ihre Häuser nicht verlassen durften. Die Polizei hätte den kompletten Innenhof abgeriegelt und wäre mit großem Aufgebot präsent gewesen. Am gleichen Tag erreicht uns die Nachricht, dass im Emsland ebenfalls ein Mann von der Polizei erschossen wurde.
Die Polizei ist der bewaffnete Arm des (autoritären) Staates. Bereits viele Male zuvor hat die Polizei bewiesen, dass sie, anstatt Situationen zu beruhigen, eher das Gegenteil bewirkt. In ihrem Zwang alles kontrollieren zu wollen eskalieren sie Situationen, um dann, mit dem Argument der “Notwehr“, von der Schusswaffe Gebrauch zu machen. Besonders in Fällen, in denen psychisch labile oder kranke Menschen beteiligt sind, zeigt sich die Unfähigkeit der Polizei. Doch selbst wenn die Polizei besser in Deeskalation geschult wäre. Selbst wenn alle Polizist*innen andauernd sogenannte interkulturelle Trainings durchlaufen und viele Sprachen sprechen würden, sie blieben doch Bullen!
The cops can‘t protect us – but they can kill us!
Wird die Polizei gerufen, so können wir davon ausgehen, dass sie nicht einfach wieder geht. Die Bullen bleiben und lösen die Situation genauso, wie es dieser Staat vorsieht. Immer mit Zwangsmitteln, sehr oft mit physischer Gewalt und weniger oft – aber jedesmal ist einmal zu viel – mit der Tötung von Menschen. Diejenigen, die besonders von den Unterdrückungsmechanismen und Ausschlüssen in dieser Gesellschaft betroffen sind, sind sehr häufig (tödlicher) Gewalt durch die Bullen ausgesetzt: Schwarze Menschen und Menschen of Color, Menschen mit Behinderung, psychisch Kranke, Queers, Menschen ohne Papiere, süchtige Menschen, arme Menschen, etc.
Fight the police!
Als Reaktion auf die Tötung von M. wurde am späten Nachmittag der Tatort besucht. Es wurden Gespräche mit den Anwohner*innen geführt und angekündigt, dass später am Abend eine Demonstration stattfinden würde, die in besagtem Innenhof enden sollte.
Am späten Abend sind etwa 50 Personen in einer Spontandemonstration etwa eine halbe Stunde durch Gröpelingen zum Tatort gezogen. Es wurden laute Parolen gegen die Polizei gerufen und einige Bengalos gezündet. Die Resonanz war überwiegend positiv. Einige Passantinnen schlossen sich der Demo an. Trotz später Stunde kamen viele Leute an die Fenster, klatschten, winkten oder fragten interessiert. Die Demo endete im Innenhof des Häuserblocks, in dem M. am Tag zuvor erschossen wurde. Am Tatort wurden Blumen abgelegt und einige Kerzen angezündet. Es wurden diverse Gespräche mit Anwohnerinnen geführt, die ihre Sicht der Dinge erzählten und den Besuch positiv aufnahmen.
Auf dem Rückweg zerstreuten sich die Demoteilnehmer*innen. Die kleineren Grüppchen wurden zunächst von mehreren Zivi-Autos begleitet. Dann tauchten nach und nach immer mehr Wannen auf, die durch das Viertel irrten und Leute belästigten. Soweit bekannt, wurden drei Personen von den Bullen über eine Stunde festgehalten, eine davon wurde in Gewahrsam genommen.
Falls ihr Unterstützung braucht, meldet euch beim Ermittlungsausschuss (EA).
Polizei: Kein Freund, kein Helfer!
siehe auch
In Gedenken an den getöteten 54 jährigen Gröpelinger
taz: Einsprachigkeit kann töten
taz: Eskalation mit Todesfolge
Es ist absolut unvorstellbar und traurig was dort passiert ist. Dieser Mensch wurde ermordet! Ich kann mir nicht vorstellen, was die Angehörigen nun durchmachen müssen und ich hoffe dass Gerechtigkeit trotz allen Widerständen passieren wird!
Hier noch ein paar mehr Infos zu dem rassistischen Polizeimord am Donnerstag. Zusammengetragen von einer Stadtteilinitiative in Gröpelingen, die gestern eine Kundgebung in Gröpelingen organisiert hat.
https://www.facebook.com/Solidarisch-in-Gr%C3%B6pelingen-239290850012710/
In Gedenken an den getöteten 54 jährigen Gröpelinger
Am Donnerstag wurde ein 54 jähriger Bremer von der Polizei bei einem Einsatz getötet. Die Behörden halten sich bisher bedeckt und geben wenig Informationen raus. Unseren Informationen zufolge wurde der Betroffene von der Wohnungsbaugesellschaft Espabau vorher fristlos gekündigt. Nach einem Besuch von Mitarbeitern der Firma bei ihm Zuhause sollte er von der Polizei zwangsweise zur „Untersuchung“ zum sozialpsychiatrischen Dienst gebracht werden. Dagegen hat sich der Mann gewehrt, dabei später auch ein Messer in die Hand genommen um sich zu verteidigen. Die Polizist*innen haben die Situation mit vier auf ihn gerichteten Waffen und Pfefferspray weiter eskaliert. Nachdem die Polizei Pfefferspray einsetze, lief der Mann los und wurde mit zwei Schüssen getötet.
Wir fragen uns:
Warum sollte der Mann gegen seinen Willen in Begleitung von Polizei zu einer Untersuchung gebracht werden? Warum gehen bewaffnete Polizist*innen zu einer Person, die bekanntermaßen an starken Ängsten leidet? Warum wurde der Einsatz nicht abgebrochen als klar wurde dass die Situation eskalierte?
In den Medien wird immer davon gesprochen, der Mann sei „psychisch krank“ gewesen und habe ein Messer gehabt, als sei dies die Erklärung für seinen Tod und die Rechtfertigung für die Tötung.
Wir sagen:
Was ist das für ein krankes System, in dem Menschen in solche schwierigen Lebenslagen gedrängt werden? In dem eine Firma einer Person ihr Zuhause aufkündigen kann? In dem ein Mensch mit psychischen Problemen soweit in die Enge getrieben wird, dass er sich vier bewaffnete Personen gegenüber sieht.
Und wir fragen uns weiter:
Wäre die Situation genauso verlaufen, wenn es sich um Schwachhausen oder Oberneuland gehandelt hätte? Wenn die Person weiß und Deutsch gewesen wäre? Wenn die Person reich gewesen wäre?
Heute, 20 Uhr gibt es eine Kundgebung in der Gröpelinger Heerstraße / Lindenhofstraße
In Gedenken an den Ermordeten.
Gegen Polizeigewalt
Gegen Rassismus
Gegen Stigmatisierung
Gegen Kündigungen und Zwangsräumungen
[english]
In memory of the 54-year-old Gröpelinger killed On Thursday, a 54-year-old Bremen was killed by police in an operation. Authorities are keeping low and giving out little information. According to our information, the affected person was previously terminated without notice by the housing company Espabau. After a visit from employees of the company at home, he should be forced to be taken by the police to the social psychiatric service for “ investigation The man fought back against this, but later also took a knife in his hand to defend himself. The police officers have further escalated the situation with four weapons and pepper spray aimed at him. After police use pepper spray, the man ran off and was killed with two shots. We ask ourselves: Why would the man be brought to an investigation against his will accompanied by police? Why do armed police officers go to a person known to suffer from strong fears? Why wasn’t the mission cancelled when it became clear that the situation was escalating? The media always talks about the man being „mentally ill“ and had a knife as if this was the explanation for his death and justification for killing. We say: What kind of sick system is this where people are pushed into such difficult situations of life? Where a company can quit their home? In which a person with mental health problems is cornered to the point that he faces four armed persons. And we keep asking ourselves: Would the situation have gone the same way if it had been Schwachhausen or Oberneuland? If the person had been white and German? If the person had been rich? Today, 20 pm there will be a rally in Gröpelinger Heerstraße / Lindenhofstraße In memory of the murdered. Against police violence Against racism Against stigma Against dismissals and forced evictions