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Geboren wurde sie heute vor 100 Jahren in Bremen. Wir erinnern an eine junge Frau, die sich selbst im Gefängnis den Nazis entgegenstellte – bis zu ihrer Hinrichtung.
Geboren 1920 in Bremen, gestorben 1943 in Berlin – ein kurzes Leben. Und dabei hatte diese junge Frau so viele Pläne und Träume.
Schade, dass ich nichts auf der Welt lasse als nur die Erinnerung an mich!
Cato Bontjes van BeekDiesen Satz schreibt sie an ihre Mutter, kurz bevor sie von den Nazis hingerichtet wird. Die Schauspielerin Anna Thalbach zitiert in einer ARD-Dokumentation aus diesem Brief und gibt Cato eine Stimme: „Ich stehe jetzt zwischen Leben und Tod. Wenn ich im Bett liege, dann stelle ich mir vor, wir seien alle im lieben Fischerhude. In Gedanken gehe ich durch alle Zimmer.“
In dem kleinen Dorf an der Wümme ist sie aufgewachsen. Der Vater Keramiker, die Mutter Ausdruckstänzerin und Malerin, ihr Zuhause ein Treffpunkt für Künstler, Literaten, Intellektuelle. Ein offenes Haus, in dem Gäste ein und ausgehen – einer von ihnen ist der junge Helmut Schmidt, der sich später noch sehr gut daran erinnert: „Kennzeichnend war die Liberalität der Atmosphäre. Wenn mal jemand zu Besuch war, der nicht hineinpasste in diese Liberalität, dann kriegte man Bescheid: ‚Bei dem muss man sich vorsehen!'“
Leben für den Widerstand
Ihre Eltern Jan und Olga Bontjes van Beek stehen politisch links. Und so erziehen sie auch ihre drei Kinder, die bei der Hitler-Jugend nicht mitmachen. Als die Eltern sich scheiden lassen, zieht der Vater nach Berlin. 1937 folgt ihm Cato, um in seiner Werkstatt eine Ausbildung zu machen. Mit 20 lernt sie Mitglieder der Widerstandsgruppe kennen, die die Gestapo später „Rote Kapelle“ nennt. Cato ist schnell dabei, sie hilft, Flugblätter zu entwerfen und zu verteilen, versteckt Verfolgte. Doch zwei Jahre später schlägt die Gestapo zu. Catos Bruder Tim schildert den Moment so.
Am 20. September 42 haben sie Cato mit dem Vater zusammen morgens aus den Betten geholt, verhaftet und gleich mitgenommen.
Tim Bontjes van BeekInsgesamt 130 Leute werden verhaftet. Niemand rechnet anfangs mit mehr als ein paar Jahren Zuchthaus. Cato lässt sich ihre Lebenslust auch hinter Gittern nicht nehmen, erzählen Mitgefangene später. Sie tanzt, macht Gymnastik und singt in ihrer Zelle. Ihr Lieblingslied: „Die Gedanken sind frei“.
Und sperrt man mich ein im finsteren Kerker,
das alles sind rein vergebliche Werke,
denn meine Gedanken, sie reißen die Schranken
und Mauern entzwei – die Gedanken sind frei!
Auszug aus dem LiedtextDer Vater wird nach drei Monaten entlassen, doch Cato wird wegen „Beihilfe zur Vorbereitung des Hochverrats und zur Feindbegünstigung“ zum Tode verurteilt. Ein Gnadengesuch lehnt Adolf Hitler persönlich ab. Tim Bontjes van Beek kann seine Schwester noch einmal im Gefängnis sehen. Er berichtet: „Cato hat furchtbar geweint. Man konnte sich kaum unterhalten. Es war natürlich ein Aufseher dabei. Und was soll man da sagen? Einem Menschen, der eine Todeskandidaten-Binde am Oberarm trägt? Es war ganz, ganz schlimm!“
Nach fast zehnmonatiger Haft hingerichtet
Am 5. August 1943 werden in der Haftanstalt Berlin-Plötzensee im Dreiminutentakt 16 Menschen mit dem Fallbeil hingerichtet. Cato ist die Vorletzte. Sie stirbt mit gerade mal 22 Jahren.
Catos Spuren in Fischerhude
In der Liebfrauenkirche erinnert eine Seite im Totenbuch an ihr Leben. Sie ist als einzige Frau dort verewigt. Gleich neben der Kirche ist ein schmaler Fußweg nach ihr benannt und auf dem Friedhof ist ein Gedenkstein auf dem Familiengrab der Bontjes van Beek ihr gewidmet. Sie liegt dort nicht begraben, denn die Nationalsozialisten gaben den Leichnam der Ermordeten für eine Bestattung nicht heraus. Ihre sterblichen Überreste wurden nach ihrer Hinrichtung der Gerichtsmedizin zur Verwendung überstellt. All diese tragischen Ereignisse veranlassten die Familie, Freunde und alle, die mit diesen Vorkommnissen befasst waren und sind, ihr Andenken zu bewahren und ihr Schicksal bis in die heutige Zeit lebendig zu halten.
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