30.04.21 Wütende feminstische Demo ohne Cis-Männer in Kreuzberg (Berline)
Schon vor 2020 war die Situation aus feministischer Perspektive für viele von uns schlimm. Alltägliche patriarchale Gewalt kennen wir als Frauen, Lesben, nichtbinäre, inter und trans Personen alle, ob nun als Belästigung auf der Straße, als Übergriff im Club oder als Gewalt in der Beziehung. Nach wie vor wird von uns erwartet, den Großteil der sogenannten Sorgearbeit zu übernehmen; gleichzeitig wird diese Arbeit abgewertet, weil sie von uns übernommen und deshalb als weiblich und unproduktiv angesehen wird. Durch Corona wird die Situation nun nur noch schlimmer: eine Studie der Bertelsmann Stiftung zeigt, dass der Anteil der Sorgearbeit im Haushalt, die wir erledigen, wieder wächst. Die vielen von uns, die in den sogenannten „systemrelevanten“ Berufen wie Pflege und Erziehung arbeiten, werden nicht nur noch stärker ausgebeutet als vorher, sondern müssen auch konstant riskieren, uns mit Corona anzustecken. Zum anderen sind laut dem Weißen Ring die Anfragen von Betroffenen häuslicher Gewalt um circa 10 Prozent gestiegen, wobei von einer sehr hohen Dunkelzahl ausgegangen wird. Gewalt in Partnerschaften und Femizide nehmen aktuell zu, weil cis Männer auf Krisen und Verunsicherung häufig mit Zorn und Gewalt gegen die Menschen, die ihnen nahe stehen, reagieren. Regeln wie eine Ausgangssperre und die anhaltenden Kontaktbeschränkungen machen es schwer, solchen Situationen zu entfliehen und Hilfe zu organisieren. Und wie die Geschichte zeigt, wird die mit Corona kommende Wirtschaftskrise wird den Angriff auf unsere feministischen Errungenschaften und unsere Art, frei und selbstbestimmt zu leben, nur noch verstärken, während konservative Politiker_innen und Kapitalist_innen versuchen, ihre Machtpositionen zu erhalten.
Aber überall auf der Welt regt sich auch Widerstand: in Polen gehen mutige Feminist:innen gegen das Abtreibungsverbot auf die Straße. In Großbritannien formiert sich eine neue Bewegung rund um den tragischen Mord an Sarah Everard durch einen Bullen und die neuen
Polizeigesetze. In Mexiko besetzte ein feministischer schwarzer Block Gebäude, um sichere Räume zu schaffen. Die Proteste gegen die AKP in der Türkei werden getragen von Feminist_innen, die sich gegen Femizide und eine Regierung, die häusliche Gewalt, Homo- und Transphobie befeuert, wehren.
Wir wollen uns von unseren mutigen Kompliz_innen inspirieren lassen und auch hier unsere Wut und unseren Hass auf eine Gesellschaft, die auf unserer Unterdrückung als Frauen, Lesben, inter, nichtbinäre und trans Personen basiert, auf die Straße tragen. Wir wollen uns von den Bullen, die oft genug nicht nur wegschauen, sondern selbst frauen- und transfeindliche Gewalt ausüben und uns die Liebig34 genommen haben, nichts gefallen lassen. Wir wollen uns die Nächte, in denen cis Männer mit und ohne Uniformen überall in dieser Stadt versuchen, uns den Raum zu nehmen, uns einzuschüchtern, uns zu erniedrigen, zurückholen.
Angelehnt an feministische Traditionen überall in Deutschland werden wir deshalb am 30.04. auf die Straße gehen. Wir wollen die Take Back The Night – Demo zurück nach Berlin bringen, und wir wollen sie als Gelegenheit nutzen, uns nicht nur gegen die antifeministischen Angriffe zu verteidigen, sondern selbst in die Offensive gehen. Wir werden emotional und wütend sein, aber vor allem werden wir eins sein: zusammen und verbunden in unserem Kampf, und so werden wir uns die Straßen und die Nächte und alles, was uns das Patriarchat Tag für Tag nimmt, zurückholen.