Dokumentation eines Täteroutings

Im folgenden lest ihr einen Brief, den verschiedene linke und linksradikale Veranstaltungsorte in Bremen bekommen oder schon bekommen haben. Die Gruppen und Kollektive, die an diesen Orten Veranstaltungen oder Partys organisieren, werden dazu aufgefordert, einen Täter in Zukunft auszuschließen, weil er uneinsichtig ist und keine Verantwortung für sein Verhalten übernimmt. Die Veröffentlichung auf dieser Plattform dient der Dokumentation des Outings. Oft bleiben Betroffene allein und ihre Prozesse unsichtbar. Auch die Arbeit, die in den Auseinandersetzungen steckt, bleibt unsichtbar oder wird nicht als politische Arbeit verstanden. Es gibt unzählige Support-Gruppen.

Smash Patriarchy!

Hallo, wir sind die Support-Gruppe einer Person, die von massiver Beziehungsgewalt betroffen war. Wir wollen euch hiermit darüber informieren, dass der Täter dieser Gewalt nun bei verschiedenen Räumen und Veranstaltungsorten geoutet wird. Unserer Ansicht nach ist er uneinsichtig und hat an ihn gerichtete Forderungen ignoriert. Wir wollen euch bitten, ihn von Veranstaltungen von und bei euch auszuschließen. Diese Maßnahme dient dem Schutz der betroffenen Person und dazu, Räume für diese zurückzugewinnen. Im Folgenden wollen wir euch darlegen, warum wir ihn für einen uneinsichtigen Täter halten.

Im Frühsommer 2020 berichtete uns eine Freund*in, bekannte/nahe Person, Mitbewohner*in, dass sie während ihrer Beziehung massiver körperlicher und psychischer Gewalt durch ihren Ex-Partner ausgesetzt war. Nachdem sie die Beziehung beendet hatte, hat sie sich uns und einigen weiteren Freund*innen anvertraut. Nach Beendigung der Beziehung wurde die Gewalt in einigen Formen fortgesetzt. Als Reaktion darauf haben wir uns als Unterstützungsgruppe zusammengefunden. Wir treffen uns seither regelmäßig und stehen im Austausch mit der betroffenen Person.

Wir, die Supportgruppe, sahen und sehen es als unsere Hauptaufgabe, die betroffene Person im Rahmen unserer Möglichkeiten zu schützen und zu entlasten. Daneben gab es auch die Hoffnung, beim Täter eine Aufarbeitung und Veränderung seines Verhaltens loszutreten. Seine WG über seine Täterschaft aufzuklären, war unsere erste Forderung an ihn. Dieser ist er nicht nachgekommen, stattdessen hat er angebliche psychische Probleme und Beziehungsdynamiken als Relativierung für sein Verhalten genutzt. Seine eigene Gewalt hat er nur in Teilen eingeräumt und die betroffene Person für diese verantwortlich gemacht. Daraufhin verfassten wir als Support-Gruppe ein Statement, in dem Forderungen an ihn gestellt werden (z.B. Schutzräume und der Aufbau einer Gruppe, die ihn in seinem Prozess kritisch unterstützt und mit uns in Austausch steht).

Diese Forderungen wurden teilweise nicht erfüllt oder der Täter hat dagegen verstoßen, trotz seiner Einwilligung in einem schriftlichen Statement: Er setzte die Relativierung seiner Gewalt gegenüber verschiedenen Einzelpersonen fort. Er hat definierte Schutzräume missachtet und die Unterstützungsgruppe, die er initiierte, hat seine Gewalt mehrfach und trotz unserer Kritik relativiert, weshalb wir die Zusammenarbeit mit besagter Gruppe eingestellt haben. Außerdem wurde die betroffene Person wiederholt von seinem Umfeld unter Druck gesetzt, Schutzräume aufzugeben und seine Anwesenheit zu dulden.

Seit Herbst 2021 gab es, trotz expliziter Nachfrage, keinerlei Kontaktaufnahme mehr seitens der Kontaktgruppe, so dass wir davon ausgehen, dass diese nicht mehr existiert. Damit gibt es auch keinen Kontakt mehr zum Täter. Wir sind zu dem Schluss gekommen, den Täter euch gegenüber als solchen zu outen. Wir betrachten die Arbeit und den Prozess mit der Kontaktgruppe von, und mit ihm selbst, als gescheitert. Weder durch den Täter noch durch seine Gruppe kam es zu einer Anerkennung der Gewalt, die er ausgeübt hat ohne eine gleichzeitige Relativierung dieser. Uns geht es nun darum, Räume für die betroffene Person nutzbar und sicher zu machen und die Verantwortung für den Umgang mit einem Täter innerhalb unserer Szene/Bewegungen zu kollektivieren.
Wir fordern euch daher auf, den Täter von euren Lokalitäten und Veranstaltungen in Zukunft auszuschließen. Falls ihr euch entscheiden solltet, ihn nicht auszuschließen, bitten wir euch uns darüber in Kenntnis zu setzen.

Bei Nachfragen oder Unsicherheiten meldet euch bitte via Email an xx Solidarische Grüße, Eine Supportgruppe im Juni 2022

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