Übersetzung: Angry Internationalist
„Das 6:3-Urteil in der Rechtssache Dobbs gegen Jackson Women’s Health Organization ist ab sofort gültig. In mindestens 21 Bundesstaaten mit einer Gesamtbevölkerung von 135 Millionen Menschen ist der Schwangerschaftsabbruch jetzt oder in naher Zukunft illegal. Für die überwiegende Mehrheit der berufstätigen Frauen* wird es keine Möglichkeit geben, in die meisten Küstenstaaten zu reisen, in denen Abtreibungen weiterhin legal sind.“ – [https://itsgoingdown.org/riot-police-attack-roe-roundup/]
Es ist also entschieden, Abtreibung ist ab sofort in 21 US-Bundesstaaten illegal. Doch der Kampf für Autonomie ist noch lange nicht vorbei. Die nächsten juristischen Angriffe auf die körperliche Selbstbestimmung stehen schon an:
„Die Aufhebung von Roe v. Wade ist nur der Anfang. Die Grundlage, auf der sie angegriffen wird, ist das Recht auf Privatsphäre, das auch die Grundlage für viele andere Entscheidungen ist, die der Oberste Gerichtshof jetzt im Visier hat, wie Lawrence gegen Texas (schützt vor der Kriminalisierung von Homosexualität), Griswold gegen Connecticut (schützt den Kauf von Verhütungsmitteln ohne Einmischung der Regierung), Loving gegen Virginia (legalisiert die Ehe zwischen Rassen), Meyer gegen Nebraska (schützt Familien, die ihren Kindern eine andere Sprache als Englisch beibringen), Skinner gegen Oklahoma (schützt vor Zwangssterilisation).“ – pugetsoundanarchists.org [https://pugetsoundanarchists.org/olympia-pro-abortion-rally-at-state-capitol-turns-into-walking-tour-of-local-abortion-opponents/]
Vor etwas mehr als einem Monat tauchte im Internet das Kommuniqué von Jane’s Revenge auf. Einem diffusen Kollektiv von Aktionsgruppen die gegen die Maschinerie der Abtreibungsgegner*innen in den USA kämpfen. In ihrem ersten Kommuniqué kündigt Jane – bzw. die Janes – an, dass weitere Taten folgen werden. Die Aktionen von Jane’s Revenge haben seit dem ordentlich Welle gemacht, nicht nur in den USA, wo sie breit wahrgenommen und diskutiert wurden, sondern auch darüber hinaus. Vor kurzem hat sich Jane erneut zurückgemeldet. In ihrem zweiten Kommuniqué dokumentieren sie eine vielzahl von Angriffen. Mittlerweile gibt es auch eine Website auf der Texte von Jane’s Revenge auf englisch gesammelt und veröffentlicht werden: janesrevenge.noblogs.org.
Darüber hinaus multiplizieren und vervielfachen sich die Proteste gegen die Abschaffung von Roe vs Wade. Dem Paragrafen der das Recht auf körperliche Autonomie eingeräumt hat. Die letzten Tage haben eine riesige Mobilisierung in allen größeren Städten der USA gesehen. Oftmals kam es dabei zu Auseinandersetzungen mit Cops und rechten, christlichen Gegenprotesten. In Phoenix haben die Bullen die Protestierenden direkt aus den Fenstern des Capitol Buildings, also des Regierungssitzes mit Tränengasgranaten beschossen. In Portland und Washington gab es große unbewilligte blackbloc-Demos … Wo sich das alles hin entwickelt ist unklar, sicher ist aber, diese Bewegungen ist noch lange nicht vorbei.
Firing teargas right into the crowd straight from the Capitol windows https://t.co/XeZ59XVotJ pic.twitter.com/NwBtpTrSCt
— AZ Right Wing Watch (@az_rww) June 25, 2022
Here we go: Black bloc/#antifa group departs Supreme Court abortion protest
'Fuck the church, fuck the state, people must decide their fate' pic.twitter.com/u9Mhb7noVn
— Steven Nelson (@stevennelson10) June 25, 2022
– Fuck the Church, fuck the state, people must decide their fate! –
Jane’s Revenge: Ein weiteres Communiqué
Ihr haben gesehen, dass es uns wirklich gibt und dass wir nicht nur leere Worte in die Welt setzen. Wie wir schon sagten: Wir sind nicht eine Gruppe, sondern viele. Ihr habt uns unter anderem in Madison WI, Ft. Collins CO, Reisertown MA, Olympia WA, Des Moines IA, Lynwood WA, Washington DC, Ashville NC, Buffalo NY, Hollywood FL, Vancouver WA, Frederick MA, Denton TX, Gresham OR, Eugene OR, Portland OR gesehen, und wir arbeiten an unzähligen Orten unsichtbar. Ihr habt die Mitteilungen der verschiedenen Zellen gelesen, ihr haben die wuchernden Botschaften in Graffiti und anderswo gesehen, und ihr wisst, dass wir es ernst meinen.
Es hat uns nicht überrascht, dass dreißig Tage gekommen und dreißig Tage vergangen sind, ohne ein Zeichen der Einsicht oder auch nur ein Minimum an Selbstreflexion von euch, die ihr euch als Gesundheitsdienstleister ausgebt, um den Schwachen zu schaden. Die Geschichte mag sich zwar nicht wiederholen, aber sie reimt sich, und wir haben bereits erlebt, wie die medizinische Autonomie ausgehöhlt, die Menschlichkeit zunehmend kriminalisiert und das bloße Überleben weitgehend unhaltbar wird.
Eure dreißig Tage sind gestern abgelaufen. Wir haben ihnen einen ehrenvollen Ausweg angeboten. Sie hätten weggehen können. Jetzt sind die Leinen los. Und wir werden es ihnen so schwer wie möglich machen, Ihre Unterdrückungskampagne fortzusetzen. Wir haben im vergangenen Monat bewiesen, wie leicht es ist und wie viel Spaß es macht, anzugreifen. Wir sind vielseitig, wir sind wankelmütig, und wir sind niemandem Rechenschaft schuldig außer uns selbst. Wir haben versprochen, immer drastischere Maßnahmen gegen unterdrückerische Infrastrukturen zu ergreifen. Seid versichert, dass wir das tun werden, und diese Maßnahmen werden vielleicht nicht die Form von so etwas Einfachem wie Feuer und Graffiti haben. Manchmal werden ihe sehen, was wir tun, und ihr werdet wissen, dass wir es sind. Manchmal werdet ihr denken, dass ihr einfach nur Pech habt, weil ihr nicht sehen könnt, wie wir uns in eure Angelegenheiten einmischen. Aber euren sinnlosen Versuchen, andere zu kontrollieren und das Leben zu erschweren, werden wir nicht tatenlos zusehen. Irgendwann werden ihre Versicherungsgesellschaften und ihre Geldgeber erkennen, dass sie eine schlechte Investition sind.
Von nun an wird jede Anti-Choice-Gruppe, die ihre Türen schließt und ihre Tätigkeit einstellt, kein Ziel mehr sein. Aber solange sie das nicht tun, ist die Jagdsaison eröffnet, und wir wissen, wo sich ihre Aktivitäten befinden. Die Infrastruktur der Sklavenhalter wird nicht überleben. Wir werden niemals aufhören, zurückweichen, langsamer werden oder uns zurückziehen. Wir haben das nicht gewollt, aber es hat uns getroffen, und deshalb müssen wir es entsprechend angehen. Wir stehen im Einklang und in Solidarität mit allen anderen, die für die vollständige Befreiung kämpfen. Unsere Zuflucht besteht nun darin, uns zu verteidigen und robuste, fürsorgliche Gemeinschaften der gegenseitigen Hilfe aufzubauen, damit wir uns selbst heilen können, ohne dass wir die medizinische Industrie oder andere Vermittler benötigen. Indem wir angreifen, finden wir Freude und Mut und entfernen den Mantel der Undurchdringlichkeit, den diese gewalttätigen Institutionen tragen.
Und für unsere Verbündeten, die an der Echtheit der Kommuniqués und Aktionen zweifeln: Es gibt eine Möglichkeit, unwiderlegbare Beweise für die Echtheit dieser Aktionen zu erhalten. Mach selbst eine. Du bist bereits eine*r von uns. Alle, die den Drang haben zu malen, zu brennen, zu schneiden, zu klemmen: Jetzt ist die Zeit gekommen. Geht hinaus und manifestiert die Dinge, die ihr sehen wollt. Passt auf euch auf und übt eure Schreibschrift.