„Der Rocker-Freund des Fußball-Stars“

kopiert aus der taz

Neue Fotos zeigen Ex-Werder-Star Tim Wiese mit Szenegröße Stefan Ahrlich. Der Verein distanziert sich deshalb nun von seinem langjährigen Torhüter.

Ganz nach rechts gegriffen: Torhüter Tim Wiese beim Abschiedsspiel von Claudio Pizarro im September

Ganz nach rechts gegriffen: Torhüter Tim Wiese beim Abschiedsspiel von Claudio Pizarro im September

Glatze, breite Schultern, aufgepumpte Muskeln, einschlägige Tattoos: Manche Rechtsextreme erfüllen gern rechtsextreme Klischees. In Bremen inszeniert sich Stefan Ahrlich als harter Kerl mit klarer Meinung. Zu „Odin statt Jesus“ bekennt er sich mit einem tätowierten Schriftzug auf der linken Brustseite. Mit der T-Shirt-Aufschrift „Endstufe-Crew“ zeigt er offen seine Nähe zur Rechtsrockband. Seit Jahren ist Ahrlich, der sich auch „Anders“ nennt, an der Weser eine Größe im Milieu zwischen ­Rockern und Rechtsextremen. Und er scheint ein enger Kumpel von Tim Wiese zu sein.

Am vergangenen Wochenende schlenderte Wiese mit mehreren Rechtsextremen über den Bremer Freimarkt. Einer von ihnen: die braune Rotlicht-Größe Ahrlich. Schon früher tauchten Bilder von Wiese mit fragwürdigen Freunden auf. Die Vereinslegende des SV Werder Bremen bewegt sich bereits länger in diesem Milieu.

Zu Jahresbeginn suchte der Verein deshalb das Gespräch mit dem Ex-Torwart, der über 200 Spiele für die Grün-Weißen absolvierte, und erklärte ihm „unmissverständlich“, dass dieser Umgang „nicht mit den Werten des SV Werder Bremen zusammenpassen“ würde. Aus der Fanszene kam zudem immer lauterer Protest. Beim Heimspiel gegen Borussia Mönchengladbach am 1. Oktober stand auf einem Banner in der Ostkurve: „Wer mit Nazis abhängt, hat im Weserstadion nichts zu suchen – keine Bühne für Tim Wiese!“.

Wieses Bekanntschaft zu Ahrlich scheint seit mindestens fünf Jahren zu bestehen. Ahrlich war beim MC Legion involviert, einer Art Vorgruppe der Hells Angels mit Klubhaus in Stuhr. Er ist seit Jahren mit Rechtsrocker Hannes Ostendorf von „Kategorie C“ bekannt. Bei der rechtsextremen Hooligan-Gruppe „Standarte 88“ waren sie gemeinsam. 2015 löste sich die Truppe mit dem einschlägigen Zahlencode angeblich auf, wohl um sich einer Strafverfolgung zu entziehen.

„Kopf der Hooliganszene“

Denn immer wieder suchten die rund 30 Männer gern die „dritte Halbzeit“: Beim 100. Nordderby zwischen dem SV Werder und dem Hamburger SV im Jahr 2014 hatten die „Standarte“ sowie „Nordsturm Brema“ und Mitglieder befreundeter Hooligan-Gruppen ein Schiff gemietet. Ahrlich und Ostendorf waren dabei. Von Bord gehend, griffen Standarte-Anhänger Pas­san­t*in­nen und Jour­na­list*in­nen an und jagten sie.

In einem internen Schreiben wurde aus den Reihen des SV Werder Bremen schon 2011 vor Ahrlich gewarnt. Ihn machte der Verein als „Kopf der Hooliganszene“ aus. Schon damals befürchtete der Verein, dass aus der Szene nicht nur „verbale Einschüchterungen“ erfolgen könnten. Der rechte Hooligan ist geschäftlich recht umtriebig. Nach außen hin fällt Ahrlich als Tattoo-Unternehmer und Betreiber eines „Limousinenservice“ auf. Zeitweilig fuhr ein NPD-Aktivist für ihn als Chauffeur.

Die letzten Bilder von Ahrlich und Wiese haben nun Folgen: Der SV Werder Bremen erklärte am Dienstag, dass Wiese künftig nicht mehr zu Veranstaltungen eingeladen wird und auch nicht mehr für die ­Traditionself des Bundesligisten auflaufen soll.

Quelle: taz.de

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