Soliparty für linke Medien

—Appell für linke Infrastruktur und Dezentralisierung—

Dienstag, 30. Oktober 2018 | ab 22 Uhr | Sielwallhaus

Eigene, linke Medien helfen uns, uns zu organisieren und zu informieren, Gegenöffentlichkeit zu schaffen, den herrschenden Diskurs anzugreifen und unsere Ideen, Perspektiven und Alternativen aufzuzeigen. Im Gegensatz zu kommerziell operierenden, irgendwie “linken” Medien, können unsere eigene Medien Dinge veröffentlichen und Diskussionen austragen, die sonst massiv staatlicher Repression ausgesetzt sind oder es niemals in kommerzielle Medien schaffen würden: Demo-Aufrufe, Auswertungsdiskussionen zu Aktionen oder auch Bekenner*innenschreiben. Da sie sich gegen die Verhältnisse richten und unsere Kräfte bündeln sind es unsere Medien, die ganz genau beobachtet werden und unter Umständen massiv von Repression betroffen sind.

Ein historisches Beispiel ist die Zeitschift Radikal, die Jahrzehnte lang strömungsübergreifend linksradikale Texte veröffentlichte und deswegen massiv von Repression betroffen war.
Ein jüngeres Beispiel ist die Nachrichtenplattform Indymedia linksunten. Strömungsübergreifend und partizipativ konzipiert, wobei viel Wert auf Anonymität der Nutzer_innen gelegt wurden, entwickelte sich linksunten.indymedia.org in den fast zehn Jahren des Bestehens zur wichtigsten linksradikalen Plattform im deutschsprachigen Webspace. Hier wurden Mobilisierungen und Demoberichte verbreitet, Outings und Bekenner_innenschreiben gepostet, Recherchen und Analysen veröffentlicht, Strategiediskussionen geführt und Bastelanleitungen ausgetauscht, Leaks und Hacks gestreut. Doch diese Zentralität war auch eine Schwäche. Im August 2017 wurde Indymedia linksunten vom Bundesinnenministerium kriminalisiert, verboten und letztendlich abgeschaltet.

Zusätzlich zu klassischen Medien sind inzwischen linksradikale Kommunikationsplattformen entstanden. Ein besonderes Beispiel ist hier Riseup, das Kommunikationsinfrastruktur zur Verfügung stellt. Im Sommer 2016, war die finanzielle Situation des Riseup-Kollektivs außerordentlich prekär. Das bis dato 17 Jahre alte Projekt musste fast heruntergefahren und beendet werden. Wieder einmal wären viele betroffen gewesen. Die Situation hat sich zum Besseren gewendet, doch eigentlich hat sich an der Situation – insbesondere der Abhängigkeit vieler Projekte von wenigen Projekten – wenig verändert: Riseup muss beispielsweise vierteljährlich um Spenden betteln.

Allein diese drei Beispiele verdeutlichen uns, dass wir über die Bedeutung linksradikaler Medien, Plattformen und Infrastruktur wieder einmal diskutieren müssen. Für viele linksradikale Hacker_innen ist das Betreiben von Infrastruktur selbstverständlich, da es Teil ihrer politischen Praxis ist. Wir dürfen aber nie vergessen, dass das Betreiben Kohle kostet. Auch die Frage nach einzelnen, zentralen Projekten, die leicht angreifbar und abschaltbar sind, sollten wir diskutieren.
Weiter bedarf es mehr Solidarität mit den von Repression betroffenen. Getroffen hat es wenige, gemeint sind wir alle.

Harte Zeiten erfordern unabhängige Medien sowohl auf lokaler, auf bundesweiter als auch globaler Ebene.

2 thoughts on “Soliparty für linke Medien

  1. wow, richtig starker flyer! könnt ihr den mal wo hochladen als .nfo (nfomation.net) das schreit ja dannach als vorlage verwendet zu werden.

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