Wie ein kurz online stehendes Posting auf Indymedia in den sozialen Netzwerken die Runde macht und wie „die Presse“ drauf reagiert. Was heisst das für Indymedia?
Aus zuverlässiger Quelle ist zu erfahren, dass zahlreiche Pressevertreter*innen Anfragen an das Indymedia-Kollektiv bezüglich eines kurz online gewesenen und dann versteckten „Bekennerschreiben“ zum Fall Magnitz gestellt wurden und werden. Von dem Posting wurde ein Screenshot in den sozialen Netzwerken verbreitet worauf hin sich die deutsche Medienlandschaft bemüßigt gefühlt hat, das aufzugreifen.
Zunächst mal an alle zum Mitschreiben: Indymedia ist eine OpenPosting Plattform, auf der jedeR – das haben sie übrigens mit den sogenannten sozialen Medien gemein – was veröffentlichen kann. Es gibt keine Redaktion und zunächst sind Sachen erst mal Online. Verstoßen sie gegen die Moderationskriterien (Medienkompetenzschulung: die finden sich auf der Startseite – geht mal gucken…) werden sie entweder von Nutzer*innen oder Moderator*innen gelöscht / versteckt. Das man sowas noch 2019 erklären muss, ist mir ein Rätsel. Ferner wurde Indymdia gegründet mit der Gegenthese, dass es keine „objektive“ Berichterstattung gibt und geben kann und sich der / die mündige medienkompetente Leser*in selbst ein Bild machen muss. D.h. alles ist subjektiv. Nix ist fix, alles kann gelogen sein. Die „Wahrheit“ gibt es nicht. „Don*t trust the media – be the media“. Da hilt wohl nur: Grips einschalten.
Offensichtlich ist es jemanden aufgefallen, dass das Posting totaler Blödsinn ist, worauf es relativ zeitnah gelöscht wurde. Interessanterweise schaffen es aber Redakteure im neoliberalem Umfeld mit kapitalistischem Kostendruck nicht, die drei bis fünf Zeilen bis zum Ende durchzulesen und dabei die Ungereimtheiten festzustellen (Rechtschreibfehler, rechter Duktus und Narrative, fehlender feministischer und / oder antikapitalstischer oder sonstiger progressiver Bezug…), die jedeR*M langjährigen Indy-Nutzer*in sofort auffallen würde – und es letztendlich auch ist, da der „Artikel“ sehr häufig von ihnen als „gegen die Moderationskriterien verstoßend“ gemeldet wurde. Indymedia-Leser*in : Presse 1 : 0
Der Vorwurf der kommerziellen Medien an Indy lautet (mehr oder weniger unterschwellig): Warum stellt „Ihr“ sowas rein und löscht es dann wieder? Tja, weil „wir“ das nicht veröffentlicht haben und weil Indymedia sich das Recht rausnimmt, Sachen auch wieder zu verstecken. Siehe Moderationskriterien (und, schon gefunden?). Die Frage kann man auch rückwärts stellen: Warum springen viele Vertreter*innen der kommerziellen Mainstreammedien über alle noch so kleinen Stöckchen der AfD und verbreiten den Unsinn ungeprüft weiter? Weil er auf so „authentischen“ Plattformen wie Twitter zu finden ist? Weil sie eine riesige Bot-Maschine haben, mit der sie im Minutentakt Unsinn verzapfen? Weil man dann erster war (der Griff nach dem Strohhalm – nicht zu verwechseln mit dem Stöckchen)? Wow – herzlichen Glückwunsch. Schaufelt nur weiter an eurem eigenen Grab. Es wird aber euch nix bringen: Wenn die Rassisten an der Macht sind, werden sie euch trotzdem abschalten, verbieten und trotzdem verfolgen (da findet sich sicherlich was auf twitter dazu).
Ferner: Indymedia ist der rechten Szene seit Jahren ein Dorn im Auge. Meinungsfreiheit heisst in deren Sinne immer: Die Freiheit, meine eigene – und nur die! – Meinung sagen zu dürfen [und alle anderen zu verbieten]. An Großkonzerne aus Silicon Valley trauen sie sich nicht ran (So sind se halt: Nach oben buckeln, nach unten treten), um ungenehme Meinungen zu unterdrücken. Ferner haben sie erfolgreiche Strategien entwickelt, die sogenannten sozialen Medien zu dominieren. Aber bei Indymedia versagen diese Mechanismen. Hier wird nun mit Tricks versucht, Indymedia ins falsche Licht zu setzen, um dann mit HIlfe ihrer Freunde bei der Polizei (siehe Hessen) oder dem Verfassungsschutz (siehe Maaßen) vorzugehen.
Fest steht: Indymedia wird von Rassisten und dem Staat gehasst und von der kommerziellen Medienlandschaft verspottet und mißverstanden. Da scheint das Kollektiv wohl was richtig zu machen.
checkt de.indymedia.org