Streikwoche: 20. – 27. September 2019
Demo: Freitag, 20. September 2019 | 10 Uhr | Hauptbahnhof
Seit fast einem Jahr gehen jeden Freitag weltweit hunderttausende Schüler*innen auf die Straße, um für den Erhalt unseres Planeten zu streiken. Dank der stabilen Arbeit einiger Strukturen innerhalb von Fridays for Future wie der antikapitalistischen Plattform nehmen die Proteste immer kämpferischere Züge an. Viele Schüler*innen sehen keinen Sinn mehr darin, Reformen von der Politik zu fordern, sie drängen hin zu radikaleren Maßnahmen, sie stellen die Systemfrage. Jetzt rufen Fridays for Future und andere Akteur*innen der Klimabewegung am 20. September zum Generalstreik mit anschließender Aktionswoche auf.
Als Linksradikale sind wir zurzeit kein wirklich wahrnehmbarer Teil von diesem Prozess. Vielerorts scheint es oft, als betrachten wir FFF entweder als Masse anpolitisierter junger Menschen, an die wir unsere Propaganda verteilen, um sie dann in unsere Strukturen einzubinden. Oder wir tun die Bewegung als reformistisch ab, sehen deren baldiges Ende voraus und sagen uns „wir hätten das ja besser gemacht“. Keiner der beiden Ansätze hat den Anspruch, mit den Schüler*innen auf Augenhöhe gemeinsam zu kämpfen.
Wir halten es in der derzeitigen Situation für politisch sinnvoll und wichtig den Aufruf zu unterstützen, die Appelle an Politiker*innen von FFF genügen nicht, um die Klimakrise zu bewältigen und ein würdiges Leben für alle Menschen zu ermöglichen. Stattdessen braucht es einen grundsätzlichen gesamtgesellschaftlichen Wandel. Die Situation ist dramatisch: Wenn der Ausstoß von CO2 und anderen Treibhausgasen wie bislang kaum vermindert anhält, droht ein globalen Anstieg der Temperatur um deutlich mehr als 2°C. Dies hätte weltweit und auch in Deutschland massive soziale, ökologische, wirtschaftliche und politische Auswirkungen und kann nur durch eine deutlich engagiertere Klimapolitik verhindert werden.
Es ist evident, dass es keine kapitalistische Lösung für die Klimafrage geben kann. Die Ursachen für die vielen Probleme, gegen die wir oft vereinzelt voneinander kämpfen, sind letztendlich die gleichen. Ob es nun um Patriarchat, ökonomische Ausbeutung, Rassismus oder Klimakrise geht: Die Idee andere Menschen und die Natur nach eigenem Gutdünken zu beherrschen, kontrollieren und am Ende ausbeuten zu können, hat uns in diese Situation geführt. Es ist eine patriarchale Idee der Kontrolle, welche die Grundlage unserer kapitalistischen Gesellschaft darstellt. So lange Menschen durch den Zugriff auf alles und durch die Ausbeutung der Natur die Welt beherrschen, wird die Zerstörung der Welt und der Menschen darin weiter gehen. Doch nur so lässt sich ein System aufrechterhalten, welches auf ein ewiges Wachstum setzt und damit immer weitere Rohstoffe braucht. [Anmerkung der Redaktion: Der Kapitalismus ist eine Bewegung in der aus Geld mehr Geld wird und werden muss. Er setzt nicht nur auf ewiges Wachstum, er selbst ist die Expansion]
Wir brauchen ein anderes Verhältnis zur “Natur”, zu der auch wir gehören, wenn wir die Lebensgrundlage aller Menschen erhalten wollen. Wir lehnen es ab, die Folgen der zerstörerischen Politik hin zu nehmen. Am meisten haben unter dieser Politik Menschen zu leiden, die schon jetzt in schwierigen Bedingungen leben, zum Beispiel in Armut. Sie werden ausgegrenzt und mit polizeilich-militärischen Mitteln abgehalten Zuflucht zu suchen. Daher muss eine konsequente Klimabewegung antikapitalistisch sein, zumindest, wenn sie ihr Ziel eines intakten Planeten erreichen möchte. Das sehen auch viele Schüler*innen und glauben immer weniger an Lösungen innerhalb der Spielregeln dieses Systems. Aber eine soziale Bewegung ist kein Machtvakuum: Schon seit dem Beginn der Proteste stehen NGOs, Parteien und andere reformistische Kräfte bereit, um mit ihrem Traum eines grünen Kapitalismus die Bewegung zu vereinnahmen. Deswegen ist es wichtig unsere Werte zu vermitteln und Teil dieses Kampfes zu werden. Denn diese Kämpfe sind das, was die Beteiligten, also wir, daraus machen. Die notwendigen Veränderungen sind nur möglich, wenn sie von einer breiten gesellschaftlichen Mehrheit mitgetragen werden. Deshalb ist es gerade wichtig auf die Straße zu gehen und aktiv zu werden!
FFF hat sich mit dem Generalstreik für ein Mittel entschieden, dass in einer langen revolutionären und anarchistischen Tradition steht. Es ist ein radikales Mittel, das zeigt, dass Klimagerechtigkeit nur von unten durchgesetzt werden kann und das sich unversöhnlich gegenüber der herrschenden Klasse zeigt. Am 20. September wird vermutlich nicht jeder Betrieb stillstehen und die Weltrevolution ausbrechen. Allerdings können wir als radikale Linke ein Zeichen setzten, dass wir Seite an Seite stehen mit allen, die für Klimagerechtigkeit kämpfen. Solidarisch, auf Augenhöhe und mit einer klaren Perspektive.
Klimazerstörung aufhalten! Kapitalismus abschaffen! Offene Grenzen für alle! Ein würdiges Leben für alle!
Beteiligt euch an den Aktionen rund um den Klimastreik vom 20. – 27. September! Kommt zur Demo am 20. September, 10 Uhr, am Hauptbahnhof Bremen!