„Wird Hass-Pastor Latzel jetzt doch suspendiert?“

kopiert von queer.de

Die Mitarbeitendenvertretung der Bremischen Evangelischen Kirche fordert die Freistellung des LGBTI-feindlichen Pastors Olaf Latzel. Auch der leitende Theologe will nun über ein Disziplinarverfahren beraten.

Wiederholt mit Hasspredigten aufgefallen: Pastor Olaf Latzel am 26. April während eines Livestreams aus der Bremer St. Martinikirche

In der Bremischen Evangelischen Kirche wächst der Druck auf den homo- und transfeindlichen Pastor Olaf Latzel von der St. Martinikirche. So forderte die Mitarbeitendenvertretung in einem Offenen Brief die sofortige Suspendierung des Pfarrers. „Die unerträglichen Anfeindungen gegenüber Menschen, die einen anderen Lebensstil gewählt haben, als Latzel ihn für sich wählen würde, sind weder als Mitglied dieser Kirche noch als Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in dieser Kirche akzeptabel“, heißt es in dem leider etwas unglücklich formulierten Schreiben [Menschen „wählen“ in der Regel ihre Homosexualität oder Transgeschlechtlichkeit nicht aus, liebe Mitarbeitendenvertretung!].

Über 80 Pastor*innen und Mitarbeiter*innen haben zudem eine von Jasper von Legat, dem evangelischen Pastor der Bremer Friedensgemeinde, initiierte Erklärung (PDF) mitgezeichnet. Darin werden Latzels Ausfälle gegen LGBTI als „unerträglich“ verurteilt und die staatsanwaltschaftlichen Ermittlungen gegen ihn wegen Volksverhetzung ausdrücklich „begrüßt“. Es gelte, „die Demokratie und das Menschenrecht aktiv gegen ihre Verächter zu verteidigen“.

Debatte über Disziplinarverfahren im Kirchenausschuss

Auch in der Kirchenleitung scheint es nun ein Umdenken zu geben. Während es zunächst hieß, mit Olaf Latzel werde lediglich ein „Dienstgespräch“ geführt, kündigte Schriftführer Bernd Kuschnerus, Bremens leitender evangelischer Theologe, am Sonntag gegenüber dem regionalen Nachrichtenmagazin „buten un binnen“ Beratungen im Kirchenausschuss über die Frage an, „ob nicht auch ein Disziplinarverfahren aufgenommen wird“.

Biblische Angriffe auf Lesben und Schwule machten ihn „richtig zornig“, sagte Kuschnerus zuvor gegenüber der Nachrichtenagentur epd. „Man kann die Bibel nicht so benutzen, und ich sage ausdrücklich benutzen, dass man sich bestimmte Stellen herauszwackt und sie gegen Menschen in Anschlag bringt“, so der Theologe. Wer das tue, dürfe auch keine Blutwurst oder Muscheln essen und als Mann keine langen Haare tragen.

Der CSD Bremen stellte unterdessen klar, er habe Latzel nicht nur wegen Volksverhetzung angezeigt, sondern auch wegen Verleumdung und übler Nachrede. Die Aussagen des Pastors seien „verletzend, menschenverachtend, aber auch gefährlich“, weil sie andere Menschen zu Straftaten animieren könnten, sagte CSD-Vorstand Robert Martin Dadanski gegenüber „buten un binnen“. Latzel selbst ließ nach Angaben von Radio Bremen alle Interviewanfragen unbeantwortet.

Latzel findet Homosexualität „todeswürdig“

Olaf Latzel hatte Mitte Oktober 2019 in seinem anderthalbstündigen Seminar „Biblische ‚Fahrschule‘ zur Ehe“ homosexuelle und trans Menschen aufs Übelste diffamiert (queer.de berichtete). In dem auf dem Youtube-Kanal der Gemeinde mittlerweile gelöschten Vortrag meinte der 52-Jährige unter anderem: „Überall laufen die Verbrecher rum vom Christopher Street Day.“

Darüber hinaus beklagte Latzel, dass „diese Homo-Lobby, dieses Teuflische“ immer stärker werde. „Gelebte Homosexualität“ sei „vor Gott ein Gräuel“, eine „Degeneration von Gesellschaftsformen“ sowie „todeswürdig“. Die Anerkennung von Transsexualität zerstöre ferner „unsere gesamte Zivilisation und Kultur“. Schuld an all diesen Entwicklungen sei die „zunehmende Gottlosigkeit“.

Von der Welle der Kritik zeigte sich Latzel bislang unbeeindruckt. So beklagte er vor einer Woche bei einem Online-Gottesdienst, dass er von Kirche, Politik und Medien „Ausgrenzung und Diffamierung“ erfahre. Zugleich leugnete er trotz der Tonaufnahmen, Lesben und Schwule pauschal als Verbrecher bezeichnet zu haben, und bekräftigte seine Auffassung, dass Homosexualität eine „Sünde“ sei (queer.de berichtete).

Unterstützung bekommt Olaf Latzel von einer Onlinepetition, die bislang von über 3.600 Menschen unterzeichnet wurde. „Eine Suspendierung des Bremer Pastors wäre ein Eingriff in die Grundrechte und ein Verstoß gegen geltendes Recht der Bremischen Evangelischen Landeskirche“, heißt es darin. Latzel werde nur „seiner biblischen Verantwortung gegenüber Gott gewahr“.

Quelle: queer.de

siehe auch
Kreiszeitung: Leitender Theologe kritisiert Latzel
buteunbinnen: Kirchenmitarbeiter fordern Suspendierung von Bremer Pastor Latzel
Weser Kurier: Kirchenvorstand steht hinter Latzel

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