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Kein Platz für alternatives Wohnen
Die Bauwagen-Initiative Ölhafen wurde wieder mal vertrieben und parkt nun an der Uni. Zuletzt belebte sie den Europahafen. Das Areal dort bleibt noch länger ungenutzt.
Die Lage am Stadtrand ist nur scheinbar idyllischNun ist die vergiftete Brache am Rande der Überseestadt also wieder leer, ungenutzt und unbewohnt. So, wie seit sehr vielen Jahren schon. Die Wagenburg-Crew „Ölhafen“, die das Gelände am Europahafen Ende Oktober besetzt hatte, ist am Sonntag erneut umgezogen. Sie hat sich fürs Erste nahe der Universität angesiedelt, an der Ecke von Otto-Hahn-Allee und Konrad-Zuse-Straße, am Ende einer langen, von vielen Autos und Baumschösslingen gesäumten Einbahnstraße. Im Bauressort ist man „ausgesprochen zufrieden“ über diese Entwicklung, wie Ressortsprecher Jens Tittmann gestern sagte.
Eine dauerhafte Bleibe-Perspektive hat die 15-köpfige Initiative im Uni-Viertel laut Behörde nicht. „Wir wollen hier aber auch gar nicht wohnen“, sagt die Ölhafen-Crew – „das ist zu weit ab vom Schuss“. Sie wollen nur „keinen Stress“ bekommen und „eine Verschnaufpause“, um „einen neuen Anlauf zu nehmen“. Die Wagenplatzgruppe sucht schon gut eineinhalb Jahre nach einer Bleibe – und ist in der Zeit bereits mehrfach umgezogen.
„Sie können da erstmal bleiben“, so Tittmann, „und wir haben Zeit, ihnen etwas zu suchen.“ Man sei da „guter Dinge“, heißt es aus dem Bauressort. Der Ölhafen-Initiative geht es nicht nur ums alternative Wohnen – sie will drumherum eine neue Kulturwerkstatt aufbauen, in der es das ganze Jahr über Programm geben soll. „Aber es ist schwer, ein Programm auf die Beine zu stellen, wenn man kriminalisiert wird.“
In der Überseestadt hat die Gruppe nach eigenen Angaben zuletzt eine Räumungsaufforderung bekommen. Das Grundstück dort gehört Exxon-Mobil, ehemals Esso genannt. Bis 1955 wurde dort eine Raffinerie betrieben, bis 1985 ein Tanklager. Das Unternehmen habe „keine Verhandlungsbereitschaft“ gezeigt, so die Ölhafen-Initiative, aber auch keine Begründung geliefert, warum die Brache schnell geräumt werden musste. „Weil wir die Eigentümer sind“, sei die lapidare Antwort gewesen, erzählen Wagenbewohner.
Was aus dem Areal in der Überseestadt wird, ist derweil weiter unklar. Der Boden dort ist mit Schadstoffen belastet – Exxon-Mobil spricht nur von „Altlasten“ – das Gelände sei aber „gesichert“. Es finde, in Abstimmung mit der Umweltbehörde, „eine regelmäßige Kontrolle“ statt, wie ein Unternehmenssprecher erklärt.
Noch keine konkrete Planung
Ohnehin möchte Exxon-Mobil das Grundstück gerne loswerden – an die Stadt. Die Wirtschaftsförderung Bremen (WFB) möchte es auch gern kaufen, um die Überseestadt „weiterzuentwickeln“, wie eine Sprecherin sagt. Erstmal müssen sich beide in den laufenden Gesprächen aber über den Kaufpreis einigen, und über die Frage, wer die Sanierung des Bodens bezahlen muss. Was die kosten könnte, ist offen. Was danach auf dem Areal passieren soll, ist auch noch vollkommen unklar: Gewerbeansiedlung, Wohnungsbau oder eine kulturelle Nutzung, alles sei denkbar, so die WFB. Es gebe „noch keine konkrete Planung“.
Dass Exxon-Mobil all dem offen gegenüber stehe, sagt der Konzernsprecher – nur einem Bauwagenplatz eben nicht: „Das Campieren auf unserem Gelände ist nicht möglich“. Die Firma hat denn auch einen Sicherheitsdienst engagiert, „um dafür Sorge zu tragen, dass nicht weitere Fahrzeuge widerrechtlich auf unserem Grundstück abgestellt werden“. Auch Gäste seien von der Security einfach weggeschickt worden, klagt die Ölhafen-Initiative.
Zuletzt war – zumindest temporär – ein Stellplatz im neu entstehenden Hulsberg-Quartier im Gespräch. Die Initiative fand die Idee gut, das Bauressort wohl auch – die Klinikholding lehnt sie strikt ab.
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