Atomausstieg? Mit Merkels Ausstieg aus dem Ausstieg angesichts der Massenproteste nach dem GAU von Fukushima wurde ein großer Teil der Anti-Atombewegung befriedet. 9 Jahre wurde jetzt kein CASTOR-Transport mehr in die BRD durchgeführt. Die Atomanlagen in Gronau (Uran-Anreicherungsanlage) und Lingen (Brennelemente-Fabrik) arbeiten für die globale Atomindustrie unbefristet weiter. Atomtransporte laufen auch heute regelmäßig auch über Bremen.
In den nächsten Jahren stehen wieder vier Castor-Transporte an. Und die Atomindustrie hat noch lange nicht aufgegeben. Die BRD steckt wieder Forschungsgelder in neue Reaktor-Typen. In den IPCC-Studien gilt der Neubau der AKW als Beitrag zum Klimaschutz (ebenso wie die Destruktivtechnologien Kohlendioxid-Abscheidung und -Verpressung sowie Geo-Engeneering). Auch Japan will mit Hilfe neuer AKWs dem Klimawandel begegnen. DON‘T NUKE THE CLIMATE! Die Anti-Atom-Bewegung muss sich neu aufstellen und Bündnisse mit anderen sozialen, anti-kapitalistischen und ökologischen Bewegungen wie der Klimabewegung suchen. Unsere Kämpfe gehören zusammen!
Menschen, die als Gewaltfreie oder als Militante in der Anti-Atombewegung aktiv waren, haben alle die brutale Gewalttätigkeit der Atommafia kennengelernt. Über die Formen des Widerstands muss jede* und jede Gruppe für sich entscheiden. Wir halten jede Form für legitim. Mit der Atommafia bezeichneten und bezeichnen wir die enge, oft extralegalen Verbindungen von Kapital und Staat mit seinen Repressionsorganen.
Wie am Atomkern besteht die Logik der Herrschaft in einer Abspaltung des als verachteten Teils. Vom politischen Diskurs über Grundannahmen der Wissenschaft bis zur alltäglichen Normierung wird etwas für unnütz erklärt (wie der Atommüll), um es für den nützlichen Teil auszubeuten.
„Kapitalismus hat alle nicht-geldlichen gesellschaftlichen Kontakte geächtet. … Dieser einzigartige Prozess der ökonomischen und sozialen Abwertung von Frauen war undist bis heute von grundlegender Bedeutung für die Akkumulation des Kapitals. Das reproduktive Tun vor allem der Frauen wurde damit unsichtbar. … Die isolierte reproduktive Tätigkeit im Haushalt ist also eine spezifisch kapitalistische Form der Ausbeutung. Erst auf Basis dieser Abspaltung wurden Kapitalismus und produktive Lohnarbeit möglich. Diese Abspaltung ist so tiefgreifend, dass keine* in der Arbeiter*innenbewegung je daran dachte, die Arbeitszeit der Frau im Haushalt zu beschränken“.^1 Das kapitalistische Patriarchat hat sich seit dem gewandelt. Frauen* und auch People of Colour können in den kapitalistischen Metropolen heute individuell aufsteigen. Voraussetzung dafür ist einerseits, dass weiter die meisten Frauen* und People of Colour in den untersten, am meisten ausgebeuteten und unsichtbaren Positionen bleiben. Andererseits dürfen diedestruktiven, patriarchalenGrundlagen der herrschenden Ordnung zwar kritisiert, müssen abergrundsätzlich akzeptiert werden.
Die Gewalt ist dem Staat, auch dem demokratischen, eingeschrieben. Die Herrschaft von Eigentum und Geld kann nicht anders aufrecht erhalten werden. Weltweit wird ein rücksichtsloser, nur zu kleinem Teil militärischer Krieg gegen Menschen und das Leben überhaupt geführt, um den Reichtum für ‚unseren‘ Wohlstand ins Land zu holen.
Im Globalen Süden eigen sich auch deutsche Unternehmen per Landgrabbing Land an. Die Menschen, die dort zuvor lebten werden gewaltsam vertrieben. Die Tiefbrunnen, der hohe Wasserverbrauch der industriellen Landwirtschaft und die das Eigentum sichernden Zäune machen das traditionelle Leben tendenziell unmöglich. Folgen sind einerseits Hunger und Perspektivlosigkeit, andererseits Aufheizung des Klimas durch industrielle Monokulturen und Verseuchung durch gentechnisch verändertes Saatgut.
Große Teile des Globalen Südens (und zunehmend auch Gebiete im Globalen Norden wie die Braunkohletagebaue in der BRD, die Tarsands-Abbaugebiete in Kanada, der Uranbergbau im australischen Outback oder die Fracking-Regionen in den USA) werden zu Opferzonen, wo alles Lebendige dem Reichtum für wenige geopfert wird.
Flüchtende aus dem Globalen Süden werden von Australien, Nordamerika und der EU ferngehalten. Trotz aller Menschenrechts-Sonntagsreden der Politik: Es ist egal, wie viele Flüchtlinge in der Sahara durch das EU-Grenzregime aufgehalten werden und dort verdursten, wie viele im Mittelmeer abgefangen werden, teils per push-back am Anlanden gehindert werden und ertrinken und unter welch menschenunwürdigen Bedingungen sie in Lagern oder als Illegalisierte in der EU-Landwirtschaft eingepfercht werden.
Es braucht Widerstand gegen diese destruktive herrschende Ordnung, die ‚uns‘ nichts äußeres ist, an der jede* Einzelne beteiligt ist. Kämpfen wir gemeinsam für die Vielfalt des (menschlichen und nichtmenschlichen) Lebens. Wir brauchen diese Vielfalt bereits fürs Überleben.
Schließt euch zusammen, leistet Widerstand, baut Keimformen von Alternativen jenseits der Logik von Geld und Eigentum auf (wie es sie – wie widersprüchlich auch immer in Form von z.B. Free Flow im Wendland, Karl*ahof nordöstlich von Berlin oder Umsonstläden bereits gibt).