Heute vor 102 Jahren wurden die Genoss*innen Rosa Luxemburg und Karl Liebknecht von rechten Freikorps ermordet.
Sie waren nicht nur, mit vielen anderen zusammen, an der Gründung der Kommunistischen Partei Deutschlands beteiligt, sondern auch ihre Vorsitzenden. Als revolutionäre Kommunist*innen war ihr Verhältnis zur parlamentarischen Demokratie immer nur ein taktisches. Trotz anderer Ansichten z.B. über den Charakter und die Aufgaben einer kommunistischen Partei als z.B. Lenin und die Bolschewiki, war ihr Verhältnis zum jungen Sowjet-Russland immer ein kritisch-solidarisches. Folgerichtig beteiligten sie sich aktiv an der revolutionären Räte-Bewegung nach dem 1. Weltkrieg. Ihr Ziel war es die bürgerlich-demokratische Revolution gegen Monarchie und Weltkrieg weiterzutreiben und als sozialistische Revolution zu vollenden. Als proletarische Internationalist*innen war aber auch das von ihnen und Millionen anderen angestrebte Sowjet-Deutschland nur ein erster, kleiner Schritt auf dem Weg zur Weltrevolution.
Unabhängig von der durch die Alliierten nach dem 1. Weltkrieg auf 100.000 Mann reduzierte Reichswehr, befanden sich nach dem 1. Weltkrieg Zigtausende, noch aus dem Krieg mit schweren Waffen ausgerüstete, deutsche Soldaten im Land. Diese paramilitärischen Verbände orientierten sich politisch an rechten, revanchistischen und proto-faschistischen Organisationen und Parteien und wurden durch Unternehmer*innen und Großgrundbesitzer*innen finanziert. Diese, verharmlosend als „Freikorps“ bezeichnet, gingen gewaltsam gegen alle Linken und Demokrat*innen, gegen die Arbeiter*innenbewegung vor. Angefeuert und gedeckt in ihrem Kampf gegen die revolutionäre Linke wurden die Freikorps durch die sozialdemokratische SPD-Reichsregierung unter Ebert und Noske. Die Arbeiter*innenbewegung, zu Millionen im 1. Weltkrieg als Soldaten zwangsverpflichtet und so unfreiwillig mit militärischem Wissen ausgestattet, stellte sich ihnen verzweifelt in den Weg. Beispielhaft hierfür steht die „Rote Ruhr Armee“ und ihre Erfolge im Ruhrgebiet, aber auch die Bremer Räterepublik. Sie gehören zu den Kämpfen der revolutionären Linken im deutschsprachigen Raum die heute leider viel zu oft in Vergessenheit geraten sind.
Vom 5. bis zum 12. Januar 1919 kam es in Berlin zu einem Generalstreik. Dieser wurde von Freikorps blutig zusammengeschossen, unzählige Genoss*innen wurden getötet und verletzt. Am 15. Januar 1919 schließlich entführen in Berlin Freikorpssoldaten der „Garde-Kavallerie-Schützen-Division“ Rosa und Karl. Sie waren zu diesem Zeitpunkt eigentlich bereits untergetaucht. Sie verschleppten die beiden in das Hauptquartier des Freikorps im Hotel Eden und folterten und verhörten sie dort. Anschließend erschossen sie Karl im Berliner Tiergarten mit drei Schüssen aus nächster Nähe. Rosa wurde ebenfalls ermordet. Ihre Leiche warfen sie in den Landwehrkanal, wo sie erst Ende Mai 1919 gefunden wurde. Der Anführer ihrer Mörder, Waldemar Pabst, konnte auch nach dem zweiten Weltkrieg in der Bundesrepublik weiter ein beschauliches Leben führen. Politisch der NPD nahe stehend und gedeckt von westdeutschen Geheimdiensten, konnte er als Waffenhändler weiter Reichtümer anhäufen. Er starb wohlhabend 1970 in Düsseldorf.
Wir sehen, dass Verstrickungen aus Staat und rechtem Terror kein neues Phänomen sind. Mit der Markierung des Landwehrkanals vor dem Verteidigungsministerium als Tatort rechten Terrors im Auftrag des Staates haben die Genoss*innen von Nationalismus ist keine Alternative Berlin auch auf heutige rechte Organisierungen in Armee und Sicherheitsbehörden hingewiesen. Die Spuren des Terrors, von den Waffenkammern von Nordkreuz über die Unterstützungsnetzwerke des NSU, können wir bis zum Landwehrkanal zurückverfolgen. Rechter Terror hat in Deutschland Kontinuität. Häufig erfolgt er mindestens im Interesse, oft genug im Bündnis mit staatlichen Institutionen.
Doch nicht nur für uns als Kommunist*innen ist das Erinnern an Rosa und Karl von Bedeutung. Auch die Faschisten haben diesen Mord nicht vergessen und erinnern gerne daran. Was uns zur Mahnung dient, ist ihnen ein Vorbild. So wies der militante Neonazi und Blood&Honour-Logistiker Thorsten Heise in einer Rede daraufhin, Antifaschist*innen drohe das Schicksal der „Ratten im Landwehrkanal“ (1). Gemeint war Lina, die seit November unter fadenscheiniger Begründung in U-Haft sitzt (2), und weitere Beschuldigte, denen Angriffe auf Heises Kameraden vorgeworfen werden. Diese erlangten Bekanntheit über ihre Kontakte zum ukrainischen „Asow Bataillion“, Schießtrainings in Tschechien und Propaganda für die sogenannte Atomwaffendivision (3).
Das Gedenken an Rosa Luxemburg und Karl Liebknecht als gefallene Genoss*innen lehrt uns, dass wir uns im Kampf gegen den Faschismus nicht auf den Staat verlassen können. Der Staat und seine Sicherheitsbehörden werden immer potentielle Verbündeten der Faschisten sein. Sei es der „Verfassungsschutz“ als Financier des Terrors und Beweismittelvernichter, oder Kriminalämter als Rechercheabteilung für Nazis.
Bevor der Staat uns schützt, verbündet er sich mit den Faschisten. Also müssen wir es selbst in die Hand nehmen. Solidarität und Gedenken im Angesicht des rechten Terrors heißt: Zusammen kämpfen!
Nika Berlin
1) https://cutt.ly/ljEoJTZ
2) https://freiheitfuerlina.noblogs.org
3) https://cutt.ly/kjEaz9h