VA: Kukoon im Park zu ‚Pandemie & Gesundheit‘

Dienstag, 26. Juli 2022 | 19 Uhr | Kukoon im Park

Film und Diskussion: „Wieso nicht einen Kollektivbetrieb gründen?“
Unternehmen lassen sich anders organisieren als in klassischer Top-Down-Hierarchie – das ist auch in der modernen Arbeitswelt in Managementansätzen wie New Work angekommen. Dahinter verbirgt sich oft – nicht immer – eine neoliberale Herangehensweise im neuen Gewand: Vermeintliche Selbstorganisation und zunehmende Verantwortung beim Individuum soll zu besseren Mitarbeiter*innen und höherer Effizienz führen, führt jedoch nicht selten zu (Selbst-)Ausbeutung, Überforderung und Burn-Out beim Individuum.
Selbstorganisation geht auch anders. Wir werfen an diesem Abend einen Blick auf das Thema Kollektive Selbstverwaltung, die nicht nur Arbeitsaufwand und Verantwortung teilt, sondern auch Eigentum, Entscheidungen, Wissen und mögliche Gewinne. Hinsichtlich Entscheidungsfindung, Vergütungsprinzip, Verantwortung, Solidarität und gegenseitiger Hilfe, betrieblicher Eigentumsstrukturen, Arbeitsteilung, Transparenz zeigen sich in kollektiv organisierten Unternehmen andere Wege. Eine Auseinandersetzung mit ihnen lohnt sich.
In Hinblick auf die oft prekären und unterdrückenden Arbeitsbedingungen im Care-Bereich bietet die Idee der kollektiven Selbstverwaltung zahlreiche Inspirationen, die wir an diesem Abend ins Rampenlicht holen wollen:
Die 40-minütige-Dokumentation „Wir sind Chefin!“ von der Filmemacherin Mara Schepsmeier porträtiert das weibliche Pflegekollektiv AKB e.V., das seit 1981 ambulante Pflege in Berlin-Schöneberg anbietet – 40 Jahre professionelle Pflege in Selbstverwaltung und ohne Chef*in. Pflegefachkräfte versorgen ihre Patient*innen in der Nachbarschaft; aus ökologischen Gründen amit dem Fahrrad und zu Fuß. Die Dokumentation beleuchtet die ebenso emanzipierende wie herausfordernde Arbeit des Pflegekollektivs: Wie sieht der Alltag in solch einem Betrieb aus? Welche Möglichkeiten, aber auch welche Probleme gibt es in kollektivistischer Lohnarbeit?

Donnerstag, 28. Juli 2022 | 19 Uhr | Kukoon im Park

Vortrag und Diskussion: „Ausgeklatscht: Entlastungstarifverträge im Krankenhausbereich“
Kolleg*innen aus der Berliner Krankenhausbewegung berichten über ihren Kampf für Entlastung im Krankenhausbereich
Im letzten Jahr haben die Kolleg*innen von Charité und Vivantes in Berlin den Stein ins Rollen gebracht. Unter starker Beteiligung der Beschäftigten, mit vielfältigen Aktionen und enormer Öffentlichkeitsarbeit ist es gelungen – sogar für die Vivantes-Töchter – Entlastung-Tarifverträge zu erkämpfen. Aktuell ziehen die Kolleg*innen der 6 Unikliniken in NRW nach und haben dafür gesorgt, dass die Kliniken für die Verhandlungen sogar aus dem Arbeitgeberverband aussteigen wollen. Was das für die Beschäftigten bedeutet und was die Gewerkschaftsbewegung und auch die gesellschaftliche Linke davon für aktuelle und zukünftige Kämpfe lernen kann wollen wir mit euch diskutieren.

Freitag, 29. Juli 2022 | 19 Uhr | Kukoon im Park

Vortrag und Diskussion mit Gerhard Stapelfeldt: „Revolte der Natur und konformistischer Protest“ – Über die Klimaschutzbewegung Fridays for Future“
Die Erkenntnis, dass die immer deutlicher spürbare „Klimakrise“ anthropogen verursacht ist, wird gegenwärtig nur noch von Rechtspopulist*innen bestritten. Dennoch sind nicht die „anthropogenen“, also gesellschaftlichen und ökonomischen Ursachen gut erforscht, sondern nur die Erscheinungen und die naturwissenschaftlich zu bestimmenden Zusammenhänge. Analog fordern die Sprecher*innen der Klimaschutzbewegung Fridays for Future auch nur, den Klimaforscher*innen solle endlich zugehört werden. Weil der Widerstand der Bewegung auf den Gebieten der Gesellschaftstheorie und Politischen Ökonomie analphabetisch ist und sich nicht gegen die gesellschaftlichen und ökonomischen Ursachen der Krise richtet, trifft er auf keinen nennenswerten gesellschaftlichen und politischen Widerstand. Das Aufbegehren der Klimaschutz-Aktivis*innen ist ein konformistischer Protest: eine neoliberale Kritik des globalisierten Neoliberalismus. Im Vortrag wird eine Metakritik dieses gesellschaftlichen und ökonomischen
Analphabetismus versucht: Die gesellschaftliche Sprachlosigkeit wird nicht abstrakt denunziert, sondern aus den bestehenden neoliberalen Verhältnissen aufgeklärt, um jene Bewusstlosigkeit zu überwinden und die Kritik der Bewegung gesellschaftstheoretisch und politisch-praktisch zu radikalisieren.

checkt kukoon.de

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