Veranstaltungsreihe: „Repression und Widerstand in Türkisch-Kurdistan“

Das Herzstück der Reihe ist eine Podiumsdiskussion am 25.01. mit Fans des von Repression gebeutelten kurdischen Fußballvereins Amedspor, die im Rahmen einer Deutschlandtour auch einen Stop in Bremen machen werden.
Bereits drei Tage zuvor am 22.01. wird der Politikwissenschaftler Mahir Tokatlı über die antipluralistische Konstitution der türkischen Republik referieren, damit die Berichte der Fans von Amedspor in einen größeren politischen Zusammenhang eingeordnet werden können.
Da Fußball nicht alles ist und der Widerstand in Kurdistan auf vielen Ebenen stattfindet, wird die Aktivistin und Wissenschaftlerin Münevver Azizoğlu Bazan am 08.02. einen Überblick über Geschichte und Praxis der kurdischen Frauenbewegung geben.

Präsidentialismus alla Turca – Von einer defektdemokratischen hin zu einer autokratischen Ordnung
Dienstag 22.01.2019 | 19 Uhr | Lagerhaus

Im Juli 2018 wurde in der Türkei ein sogenanntes „Präsidialsystem“ eingeführt. Vielmehr als ein Wandel des Regierungssystems ist es ein autokratischer Umbau. Recep Tayyip Erdoğan kann die Politik des Landes nunmehr ohne effektive Gewaltenteilung nach Gutdünken bestimmen. Einer hoffnungsvollen Phase Anfang der 2000er Jahre, folgte der endgültige Abschied von einer pluralistischen und freiheitlichen politischen Ordnung. Das Verhältnis zwischen Demokratie und Autokratie ist seit der Gründung der türkischen Republik 1923 hochgradig ambivalent. Ein Grund hierfür ist die im türkischen Nationalismus tief verankerte Vorstellung einer homogenen türkischen Nation und die damit verbundene Leugnung von multiethnischen und -religiösen Realitäten. Es ist demnach beliebig, ob präsidentiell oder parlamentarisch, demokratisch oder autoritär; Hauptsache Türkisch.
Der Politikwissenschaftler Mahir Tokatlı referiert über die gescheiterten Versuche einer Demokratisierung des Landes und bietet Erklärungsansätze für dieses Scheitern. Ein besonderer Fokus wird hierbei auf den Entwicklungen in der AKP-Ära liegen, die vor allem auf die Lebensbedingungen der kurdischen Bevölkerung erhebliche negative Auswirkungen mit sich brachten.

Vortrag und Diskussion mit Mahir Tokatlı organisiert von Infamous Youth

Amedspor Soli-Tour: Geschichte eines Fußballvereins zwischen kurdischer Identität und türkischer Repression
Freitag 25.01.2019 | 19 Uhr | Ostkurvensaal

Im Rahmen einer deutschlandweiten Soli Tour soll die Situation des kurdischen Fußballvereins Amedspor in der Türkei dokumentiert und Interessierten hierzulande zugänglich gemacht werden.
Der Verein wurde im Jahr 2014, während sich die Türkei und die kurdische Freiheitsbewegung in Friedensverhandlungen und einer Phase der Entspannung befanden, nach dem kurdischen Namen der Stadt Diyarbakir in Amedspor umbenannt.
Seit der Umbenennung erfreut sich der Club einer großen Beliebtheit unter der kurdischen Bevölkerung der Türkei. Diese Popularität zeigt sich insbesondere auch in der Struktur des Vereins, der basisdemokratisch organisiert ist. Fans, Spieler*innen und Funktionäre entscheiden Hand in Hand über die Belange des Vereins.
Seitdem ist der Verein aber auch Zielscheibe nationalistischer Übergriffe durch gegnerische Fans, Spieler*innen und Schiedrichter*innen. Vom türkischen Fußballverband wird Amedspor systematisch benachteiligt und von den staatlich kontrollierten Medien als „Terroristenclub“ verschrien.
Nach dem Putschversuch 2016 und dem anschließend verhängten Ausnahmezustand setzte die Regierung unter Erdogan die Stadtverwaltungen in vielen kurdischen Städten ab und installierte dort ankaratreue Stadthalter*innen. Für Amedspor bedeutete dies das Ende der Unterstützung durch die Stadtverwaltung. Durch Verbandsstrafen und systematische Benachteiligung gebeutelt, kämpft der Verein heute um sein wirtschaftliches Überleben.

Gespräch mit Fans des Vereins Amedspor aus Amed/Diyarbakir

Jin – Jiyan – Azadî
Die kurdische Frauenbewegung als Beispiel für einen basisorientierten Feminismus

Freitag, 08.02.2019 | 19 Uhr | Kukoon

Seit der Etablierung der Demokratischen Föderation Nordsyrien (Rojava) wird auch hierzulande vermehrt wahrgenommen, dass der Kampf für Frauenbefreiung einen elementaren Bestandteil der kurdischen Freiheitsbewegung darstellt. Dieser heute oft als selbstverständlich erscheinenden feministischen Dimension geht ein jahrzehntelanger Kampf von Frauen für eine gleichberechtigte Teilhabe voraus. Dabei mussten sich die Protagonistinnen dieses Kampfes nicht nur gegen äußere Feinde, wie den rassistischen türkischen Staat, behaupten. Auch innerhalb der kurdischen Gemeinschaften trafen die emanzipatorischen Bestrebungen auf erheblichen Widerstand seitens der traditionellen und patriarchal organisierten Eliten.
Die Aktivistin und Wissenschaftlerin Münevver Azizoğlu Bazan gibt im ersten Teil ihres Vortrags einen kurzen Überblick über die Geschichte der kurdischen Frauenbewegung. Im zweiten Teil wird es darum gehen, welche Gemeinsamkeiten und Unterschiede zwischen der basisorientierten feministischen Praxis in Kurdistan und im Westen dominanten Vorstellungen von Feminismus bestehen.

Vortrag und Diskussion mit Münevver Azizoğlu Bazan organisiert von Infamous Youth

checkt infamousyouth.org

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