Der neo-osmanische Mythos und die Weltmachtträume des R.T. Erdogan – eine Veranstaltung zu den Hintergründen der türkischen Expansionspolitik
Freitag, 1. November 2019 | 19 Uhr | Infoladen
Türkischer Angriffskrieg aktuell gegen Nordsyrien / Rojava, 2018 der Überfall auf Afrin, seit Jahren ständige Angriffe auf angebliche Guerillabasen und zivile Ziele im Nordirak / Südkurdistan…
Propagandistisch nach innen und außen als „Endkampf gegen den Terror“ verkauft, stoßen diese türkischen Angriffskriege kaum auf Widerstand der sogenannten „Weltgemeinschaft“. Ebensowenig wie die ständigen türkischen Provokationen Richtung Griechenland und die fast abgeschlossene Umwandlung der Türkei in eine islamofaschistische Diktatur. Und im historischen Vergleich sind durchaus fatale Ähnlichkeiten zu der Politik zu erkennen, die Ende der 1930er Jahre als „Appeasement“ seitens der Westmächte gegenüber Nazideutschland berühmt und berüchtigt wurde. Und dieser Vergleich ist nicht an den Haaren herbeigezogen: ignoriert wird von der bereits genannten „Weltgemeinschaft“ nämlich auch die ideologische Unterfütterung der türkischen imperialistischen Kriege. Was vor ein paar Jahren noch wie ein schlechter Witz aussah, wurde von Erdogan und dem Regime planmäßig als Programm praktisch und theoretisch vorangetrieben: der geplante Umbau der Türkei in einen Nachfolgestaat des osmanischen Reiches.
Als „Neoosmanismus“, gemischt mit islamistischen und neoliberalen Einsprengseln, dient diese Ideologie zur Mobilisierung und Rechtfertigung der aggressiven türkischen Politik. Die Gebietsansprüche in faktisch alle Himmelsrichtungen – Syrien, Irak, Griechenland, Armenien -, die Eröffnung türkischer Militärbasen in Qatar und Somalia, die selbst erklärte Führungsrolle für „alle Muslime“ im „Endkampf um Jerusalem“ sind dabei ebenso Teile des neoosmanischen Größenwahns wie die Ankündigungen, den Vertrag von Lausanne von 1923 brechen zu wollen und die türkischen Ansprüche auf dem Balkan. Dazu kommen inzwischen weltweite Verfolgungen von türkischen Oppositionellen und eine (noch) mehr oder weniger verdeckte Unterstützung von muslimischen und angeblich „turkvölkischen“ Minderheiten in Asien, vor allem in China.
Insgesamt zeigt sich das Bild einer rücksichtslosen und expansiven Aggressionspolitik – und Erdogan will die Türkei mittelfristig als Atommacht aufstellen (ein „ziviles“ Atomprogramm als erste Voraussetzung dafür ist bereits am Laufen). Wir wollen mit dieser Veranstaltung das bereits sichtbare Ausmaß des Neoosmanismus etwas deutlicher werden lassen – neben einem (knappen) historischen Rückblick auf das osmanische Reich wird es u.a. mit kleinen Filmausschnitten darum gehen, ein Bewusstsein dafür zu schaffen, dass das aktuelle türkische Regime tatsächlich Weltmachtträume hegt und pflegt – und warum die kurdische Freiheitsbewegung für dieses Projekt das erste und momentan größte Hindernis darstellt.
Eine Veranstaltung vom Bündnis Bremen für Rojava und dem Kurdistan-Solidaritätskomitee Bremen