St. Martini-Gemeinde gibt homophobem Latzel Rückendeckung

kopiert aus dem Weser Kurier

„St. Martini denkt über Trennung von Landeskirche nach“

Die St.-Martini-Gemeinde kündigt Widerstand gegen die Dienstenthebung ihres Pastors Olaf Latzel an. Und denkt inzwischen sogar über eine Trennung vom Gemeindeverbund der Landeskirche nach.

Der Streit um Pastor Olaf Latzel hat die nächste Stufe erreicht. Seine St.-Martini-Gemeinde erwägt den kompletten Bruch mit der Landeskirche.

Mit drastischen Worten hat die St.-Martini-Gemeinde am Sonntag auf die vorläufige Dienstenthebung ihres Pastors Olaf Latzel reagiert. „Uns fehlt jedes Verständnis für diese unbarmherzige und rücksichtlose Haltung des Kirchenausschusses gegenüber unserer Gemeinde“, erklärte Bauherr Jürgen Fischer seitens des Kirchenvorstands. Man werde mit allen rechtlichen Mitteln dagegen angehen. Mehr noch, der Kirchenvorstand denke über eine Trennung aus dem Gemeindeverbund der Bremischen Evangelischen Landeskirche (BEK) nach. Das Vorgehen des Kirchenausschusses sei ein gezielter Angriff, „der nichts anderes bezweckt, als St. Martini zu zerstören“.

Vor einer Woche hatte der Kirchenausschuss, geschäftsführendes Gremium der BEK, Olaf Latzel vorläufig seines Dienstes enthoben. Anlass hierfür war die Verurteilung des Pastors wegen Volksverhetzung nach dessen Äußerungen über Homosexualität. Das Urteil ist noch nicht rechtskräftig, Latzel hat dagegen Rechtsmittel eingelegt, der Fall könnte sich noch über Jahre hinziehen. Aus Sicht des Kirchenausschusses soll er bis zu einer endgültigen Entscheidung sein Amt ruhen lassen. Nach dem Urteil des Amtsgerichts könne er nicht glaubwürdig predigen und würde dem Ansehen der Kirche insgesamt Schaden zufügen.

Allerdings versuchte der Ausschuss, den Pastor dazu zu bewegen, sein Amt freiwillig ruhen zu lassen. Eine solche Vereinbarung lehnte Latzel ab und erhielt postwendend den Bescheid über seine vorläufige Dienstenthebung. „Ein aus unserer Sicht, ungeheuerlicher Vorgang“, betont Jürgen Fischer. Die vorläufige Dienstenthebung verbiete dem Pastor jegliche Arbeit für St. Martini. Er dürfe nicht predigen, keinen Konfirmandenunterricht geben, keine Beerdigungen vornehmen, weder alten und kranken Mitgliedern seiner Gemeinde beistehen noch Sterbende begleiten. Selbst wenn dies von den Betroffenen ausdrücklich gewünscht werde.

Die Vertreter des Kirchausschusses seien nicht bereit gewesen, dem Pastor auch nur eines dieser Arbeitsfelder zu belassen, obwohl das Dienstrecht diese Möglichkeit ausdrücklich vorsehe. „Warum gehen Sie in dieser Härte und Rücksichtslosigkeit gegen uns als Gemeinde vor?“, wandte sich Fischer direkt an den Kirchausschuss. St. Martini gehöre zu den ältesten Gemeinden Bremens, doch der Kirchausschuss scheine sich bei seinen Entscheidungen stärker von externen Lobbygruppen leiten zu lassen, als den Bedürfnissen einer seiner Gemeinden Rechnung zu tragen.

Gegen Pastor und Gemeinde

Im Grunde gehe es bei der Dienstenthebung Pastor Latzels aber ohnehin nur vordergründig um das noch nicht rechtskräftige Urteil des Amtsgerichtes. „Hier wird vielmehr versucht, einen unliebsamen Theologen zu bekämpfen, dessen protestantische, biblische Positionen nicht in die politische Agenda zu passen scheinen.“ Deshalb werde nun das Disziplinarrecht zum Vehikel, um irgendwie gegen den Pastor und die Gemeinde vorgehen zu können.

Zu fragen sei in diesem Zusammenhang auch, warum in dem gesamten Verfahren die Gemeinde St. Martini über Monate hinweg vom Kirchenausschuss außen vorgehalten wurde, so Fischer weiter. Mit der Begründung, dass das Ganze die Gemeinde nichts anginge. „Zu behaupten, es gehe die Gemeinde nichts an, wenn man diese ihres Hirten beraubt, empfinden wir als einen Akt tiefster Missachtung und Demütigung aller Mitglieder der St.-Martini-Gemeinde.“

Auf die Frage, wie es nun weiter gehen könne, habe man noch keine unmittelbare Lösung, räumt Fischer am Ende seiner Stellungnahme ein. Eine Reihe von Punkten könne man aber bereits jetzt benennen. So werde der Vorstand von St. Martini „selbstverständlich gegen die Dienstenthebung seines Pastores Widerspruch beim Kirchenausschuss einlegen und mit allen rechtlichen Mitteln gegen diese Entscheidung vorgehen“. Anfang Januar soll ein Sonderkonvent einberufen werden, um die nächsten Schritte der Gemeinde zu erörtern. Dazu gehöre die Überlegung, „ob weitergehende Möglichkeiten einer Trennung aus dem Gemeindeverbund der BEK bestehen“.

Von einem Kirchenaustritt als Reaktion auf das Verhalten des Kirchenausschusses rät der Vorstand von St. Martini ab. Vielmehr gelte es nun, „den Kampf für die Wahrheit“ aufzunehmen. „Wir als bibeltreue Christen dürfen uns nicht einfach aus der Kirche wegmobben und wegklagen lassen.“ Zum Protest bei der Landeskirche gegen die Amtsenthebung forderte Fischer alle Gemeindemitglieder und Unterstützer von St. Martini dagegen ausdrücklich auf: „Deutlich, aber in jedem Fall friedlich und in der Sprache nicht verletzend.“

Quelle: weser-kurier.de

siehe auch
Kreiszeitung: Bremer Martini-Gemeinde kämpft für Pastor Latzel

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