Veranstaltung mit Aktivist*innen von Mare Liberum, Solidarity at Sea und Together we are Bremen
Samstag, 22. Dezember 2018 | 16:30 Uhr | Lichthaus Gröpelingen
Wir wollen euch über die aktuellen Entwicklungen an den EU-Außengrenzen informieren. Am Beispiel der Iuventa-Crew zeigen wir wie aktuell humanitäre Helfer*innen in Europa kriminalisiert werden und welche Rolle faschistische Strukturen dabei spielen. In Zusammenarbeit mit Initiativen aus eurer Stadt werden wir über die Situation bei euch sprechen. Ihr habt so auch die Gelegenheit mit lokalen Aktivist*innen ins Gespräch zu kommen und selber vor Ort aktiv zu werden!
Europa macht dicht. Grenzen werden geschlossen, Migrant*innen sterben beim Versuch nach Europa zu kommen oder durch EU finanzierte, völkerrechtswidrige Rückführungen in libysche Lager. Es gibt keine sicheren Einreisewege. Wer es dennoch schafft, wird in menschenunwürdigen Zuständen untergebracht. Menschen die versuchen zu helfen werden kriminalisiert. Abschreckung ist das Ziel.
Mare Liberum
Das ägäische Meer zwischen den griechischen Inseln und dem türkischen Festland ist eine der Hauptrouten der aktuellen Fluchtbewegung. Auf der lebensgefährlichen Überfahrt durch die seit dem EU-Türkei-Deal hochmilitarisierte Zone sehen sich Männer, Frauen und Kinder ohne die Kontrolle einer unabhängigen Instanz Menschenrechtsverletzungen durch Grenzschutzeinheiten ausgesetzt.
Unzählige MigrantInnen werden täglich an der EU-Grenze aufgehalten. Damit wird ihnen das Recht verwehrt, in Griechenland Asyl zu beantragen. Frontex, Küstenwachen und die Nato agieren weitgehend unter Ausschluss der Öffentlichkeit. Push-Backs, Pull-Backs und tödliche Unfälle sind an der Tagesordnung.
Mare Liberum leistet als ziviler Beobachter Widerstand und überlässt das Feld nicht allein den staatlichen Akteuren. Mit unserem Schiff dokumentieren wir ihre Such- und Rettungseinsätze, tätliche Übergriffe und Rückschaffungen: Weil wir sehen wollen, was sie versuchen, vor uns zu verbergen.
Solidarity at Sea
Seit August 2017 liegt das Rettungsschiff IUVENTA beschlagnahmt in Sizilien. Die Crews der Iuventa haben über 14.000 Menschen aus Seenot gerettet. Jetzt wird gegen sie ermittelt. Der Vorwurf: Beihilfe zur illegalen Einwanderung! Das Strafmaß beträgt bis zu zwanzig Jahren Gefängnis.
Together we are Bremen
Ein Lager für junge Geflüchtete in der Gottlieb-Daimler-Straße in Bremen Oslebshausen wurde in den letzten Monaten zu einem Symbol für Selbstbehauptung und kreativen Widerstand. Die Selbstorganisierung und die hartnäckigen Kämpfe gegen die Unterbringung der Jugendlichen in Metallzelten, in denen unerträgliche Bedingungen herrschen, hatten Erfolg.
Als die Jugendlichen selbst ihre Stimme erhoben, sich gegenseitig zu den Protesten motivierten und schließlich immer wieder im Zentrum Bremens sicht- und hörbar wurden, kam Bewegung in die Auseinandersetzung um das Lager in der Gottlieb-Daimler-Straße. Zuvor hatten die meisten allein gegen die eigene Angst vor der Abschiebung gekämpft oder gegen die Zweifel, es nicht zu schaffen.
Erst gemeinsam, als solidarisches Bündnis, ist es uns gelungen, die staatlich gewollte Isolation zu durchbrechen. Doch wir haben noch einen weiten Weg vor uns…
Ende Oktober wurde das Lager geschlossen. Ein riesiger Erfolg! Aber Umverteilungen in andere Sammellager und Transfers in andere Bundesländer führen zu einer Verschärfung des Problems. Es geht um das Recht auf ein Leben in Würde, um das Recht auf gesellschaftliche Teilhabe, um das Recht auf Bildung, kurz: um eine langfristige und sichere Perspektive hier in Bremen. Allem voran brauchen die Jugendlichen endlich ein stabiles Zuhause, denn nur so kann es überhaupt gelingen, dass seelische Wunden vielleicht eines Tages heilen.
Was wir in den letzten Monaten gemeinsam aufgebaut haben, ist unser Solidaritätsbündnis. Obwohl die Jugendlichen mittlerweile an verschiedenen Orten leben, der Druck steigt und die Behörden immer neue Hindernisse in den Weg legen, ist weder der Zusammenhalt noch die Unterstützung geringer geworden. Wir, die Gottlieb-Daimler-People und andere Bremer*innen haben uns angefreundet, indem wir einander zuhören, stundenlang, diskutieren, unsere Sprachen einander übersetzen, voneinander lernen, zusammen kochen und essen.
Um politische Veränderungen in Bremen zu erreichen, braucht es ein wenig Mut und auch persönlichen Einsatz: „If people are behind us, we are no longer afraid to speak up.“ Um die Jugendlichen in ihrem Protest für ein Bleiberecht zu stärken, haben wir entschieden diesen Weg kollektiv und solidarisch zu gehen. Wir brauchen Kreativität, Schlafplätze, Pat*innen, viel Geld, lautstarke Unterstützung bei den Aktionen auf der Straße, Fürsprecher*innen und Vermittler*innen für unser gemeinsames Ziel: Together we are Bremen – eine solidarische Stadt.