Vom 22. bis 24. November 2019 findet in Bremen die FIfF-Konferenz 2019 unter dem Motto Künstliche Intelligenz als Wunderland statt.
In der berühmten Erzählung Alice im Wunderland von Lewis Carroll begegnet die Protagonistin im Wunderland den merkwürdigsten Gestalten und erlebt kuriose Abenteuer. Ein neues Wunderland eröffnet sich heute durch Künstliche Intelligenz. Es ist von Robotern bevölkert, die Fußball spielen, tanzen, jonglieren, kochen, Dienstleistungen aller Art erbringen, Alte und Kranke pflegen und Orte erkunden, die für Menschen gefährlich oder unerreichbar sind. Es gibt dort selbstfahrende Autos und unbemannte Flugobjekte. Lernende neuronale Netze beeindrucken, weil sie fast alle Spiele gegen fast alle Spielerinnen und Spieler gewinnen. Man trifft allenthalben auf Systeme, die sehen, lesen, sprechen und lernen können. Und es wird gemunkelt, dass sich demnächst eine neue Spezies mit Superintelligenz dazu gesellen wird, die besser denken kann als alle Menschen zusammen.
1956 traf sich eine kleine Gruppe junger Wissenschaftler – später alle berühmte Vertreter ihres Faches – für einige Wochen im Dartmouth-College und begründete dort gemeinsam das Gebiet der Künstlichen Intelligenz (KI). Ihr erklärtes Ziel war, Computersysteme zu entwickeln, die Leistungen erbringen können, für die Menschen ihre Intelligenz einsetzen wie logisches Schließen, Planen, Lernen, Textverstehen, … In einem Auf und Ab zwischen massiv zunehmender und stark abnehmender staatlicher Förderung – teils auch ganz erheblich im militärischen Kontext – kristallisierte sich allmählich die KI als ein wichtiges Teilgebiet der Informatik heraus. Die anfänglichen Ziele gelten auch heute noch; die wesentlichen Methoden wie neuronale Netzwerke sind meist auch schon seit Jahrzehnten bekannt. In jüngster Zeit aber verzeichnet die KI durch die erreichte Rechengeschwindigkeit und Speicherkapazität äußerst bemerkenswerte technologische Erfolge bei Spielen wie Schach, Go, Poker und Starcraft und bei praktischen Anwendungen wie Sprach- und Bildverarbeitung.
Aber mit dem erreichten Stand der KI sind auch übertriebene Erwartungen, übersteigerte Hoffnungen und höchst problematische Anwendungsmöglichkeiten verbunden. KI wird von Politik und Wirtschaft weltweit als Schlüsseltechnologie gesehen, von der die zukünftige Wertschöpfung abhängt und die einen signifikanten Teil der heutigen Arbeitsplätze obsolet werden lassen könnte. Die sich abzeichnenden Anwendungen im militärischen Kontext führen zu einer gigantischen Rüstungsspirale, was die Gefahr von Kriegen wohl kaum verringern wird.
KI-basierte Überwachungsmethoden lassen tiefe Eingriffe in die Privatsphäre und andere Grundrechte befürchten bis hin zu einer sozialen Totalüberwachung, wie sie in China auf der Tagesordnung steht. Auf der Weltbühne ist ein geostrategisches Wettrennen entbrannt, wer bei KI die Nase vorn hat.
Politik und Wirtschaft scheinen Wunderdinge von der Künstlichen Intelligenz zu erwarten. Eine Reihe von Fachleuten bestärkt die hochgeschraubten Erwartungen und Hoffnungen durch vollmundige Ankündigungen. 2019 ist als Wissenschaftsjahr der KI ausgerufen. Die Bundesregierung hat eine KI-Strategie auf den Weg gebracht, durch die Deutschland führend auf dem Gebiet der KI werde soll – finanziell unterfüttert mit bescheidenen drei Milliarden Euro. Ihr geht es um den Ausbau der „Wettbewerbsfähigkeit der deutschen Wirtschaft“ und um einen „spürbaren gesellschaftlichen Fortschritt“. Der Bundestag hat sich vor einem Jahr eine Enquete-Kommission KI mit dem Zusatz „Gesellschaftliche Verantwortung und wirtschaftliche, soziale und ökologische Potenziale“ gegeben, um damit „eine der zentralen Debatten unserer Zeit“ aufzugreifen. Man kann nur wünschen, dass die Abgeordneten vernünftige Einsichten gewinnen.
Es ist also dringend geboten, das Mögliche und Wünschenswerte vom Märchenhaften, Phantastischen und Schreckeneinflößenden zu trennen. Die FIfF-Konferenz 2019 bietet dafür eine Plattform. Die Auftaktveranstaltung am Freitag findet mit zwei Vorträgen und einer halbstündigen Aufführung des Theaters der Versammlung im Überseemuseum direkt neben dem Hauptbahnhof statt. Sie beginnt um 18.00 Uhr und endet mit einem kleinen Empfang. Am Samstag und Sonntag geht die Konferenz in der Universität Bremen weiter. Am Samstag stehen ab 9.30 Uhr sechs Vorträge, einige parallele zweistündige Arbeitsgruppen, die Verleihung des Weizenbaum-Studienpreises und der FIfF-Bericht auf dem Programm. Der Tag klingt mit einem netten Beisammensein aus. Der Sonntag beginnt ab 10 Uhr mit zwei weiteren Vorträgen, die aus aktuellem Anlass Umwelt, Klima und Nachhaltigkeit in die Diskussion einbeziehen sollen. Er endet mit der FIfF-Mitgliederversammlung, zu der auch Nichtmitglieder herzlich willkommen sind.
Wir können uns auf folgende Vorträge freuen:
Wir möchten alle Interessierte zur FIfF-Konferenz 2019 vom 22. bis 24. November 2019 nach Bremen einladen, um mit uns das Wunderland der KI zu erkunden und genauer unter die Lupe zu nehmen. Was ist dran an den hochfliegenden Plänen und Versprechungen? Welche Erwartungen und Hoffnungen sind realistisch, welche sind übertrieben, welche sind unerfüllbar? Welche gesellschaftlichen Auswirkungen sind zu erwarten und wie soll man mit ihnen umgehen? Welche Risiken und Gefahren sind mit den aktuellen und zukünftigen Entwicklungen der Künstlichen Intelligenz verbunden und wie ist ihnen zu begegnen?
Die FIfF-Konferenz ist öffentlich. Alle Veranstaltungsräume sind mit dem Rollstuhl über einen Fahrstuhl erreichbar. Der Eintritt ist frei. Für Verpflegung wird am Wochenende gegen einen Unkostenbeitrag gesorgt. Um besser planen zu können, bitten wir um unverbindliche Anmeldung unter 2019.fiffkon.de. Wir wollen auch Kinderbetreuung anbieten. Dazu ist eine verbindliche Anmeldung bis zum 31. Oktober per E-Mail an ingrid.schlagheck@fiff.de erforderlich.
Über Euer Interesse und Eure Teilnahme würden wir uns freuen.
Forum InformatikerInnen für Frieden und gesellschaftliche Verantwortung e. V.