Anlässlich der Feierlichkeiten zum sog. „Tag der deutschen Einheit“ in Kiel demonstrierten heute circa 500 Personen. 2010, zu den damaligen Protesten in Bremen, schrieb die Basisgruppe Antifa unter anderem folgendes in ihrem Aufruf:
„Kein Tag für die Nation! Kein Tag für Deutschland! Am 3. Oktober wird in Bremen die nationale Würstchenmeile aufgeschlagen. Superdeutschland begießt 20 Jahre Einheit, mit Angela, Christian und Nena. Es gibt zwar kein Freibier, aber wir kommen trotzdem. Wo Volk und Staat ihren Burgfrieden feiern, müssen wir eins klarstellen: Ihr könnt uns mal mit eurem Standort und eurem Gequatsche von »sozialer Marktwirtschaft«. Wir machen keinen Finger krumm, damit Deutschland »gestärkt aus der Krise hervorgeht«. Denn das heißt im Klartext bloß, dass jeder Winkel der Gesellschaft noch straffer durchrationalisiert wird. Härter konkurrieren, länger lohnarbeiten, weniger verdienen und immer unsicherer leben bis ans Ende aller Tage – das ist die deutsche Utopie nach dem »Ende der Geschichte« von 1989/90. Kollaboration mit der Nation Die Einheitsfeier ändert nichts an der alltäglichen Ohnmacht in den Mühlen von Staat und Kapital. Die Identifikation mit dem nationalen ›Wir‹ ist ein ideologischer Fluchtreflex vor dem Druck kapitalistischer Konkurrenz und Vereinzelung, aber zugleich ihr bestes Schmiermittel. Egal ob Deutschland »schwarz-rot-geil« oder kulturbeflissen feiert, abgerechnet wird werktags, wenn die großen Gefühle verrauscht sind, und der Standort seine Ansprüche diktiert.“
Daran hat sich auch neun Jahre später grundsätzlich nichts geändert. Den Aufruf und Bericht von damals weiterlesen: umsganze.org