Lesson To Learn From

Vertreter des Arbeiter- und Soldatenrats auf dem Balkon des Rathauses, 15. November 1918


Vor heute genau 101 Jahr übernahm der Bremer Arbeiter und Soldatenrat die Macht in Bremen. Durch die Entscheidung die bisherigen Verwaltungsstrukturen beizubehalten, verfügte das Bürgertum weiterhin über großen Einfluss, welchen es in den Monaten bis zur Niederschlagung des Aufstands gegen die Revolutionär_innen zu nutzen wusste.

Wikipedia:

Am Morgen des 6. November 1918 traf eine Abordnung der Kieler Matrosen auf der AG Weser ein und forderte von den dortigen Arbeitern Unterstützung für den Arbeiter- und Soldatenrat in Kiel und Unterstützung bei der Befreiung von zweihundertdreißig im Gefängnis in Oslebshausen inhaftierten Angehörigen der Marine. Gleichzeitig meuterten Matrosen, die von Wilhelmshaven in ein Lager in der Lüneburger Heide transportiert werden sollten. Etwa einhundert Soldaten weigerten sich zur selben Zeit, aus der Neustädter Kaserne auszurücken. Ihr Sprecher war Bernhard Ecks. Zwischen den Soldaten in der Neustadt und den Marineangehörigen am Bahnhof kam es schnell zu Kontakt, und sie gründeten einen Soldatenrat. Der Soldatenrat sollte das Kommando über die in Bremen stehenden Verbände übernehmen. Gegen Mittag demonstrierten Arbeiter und Soldaten auf dem Bremer Marktplatz. Am Abend rief Adam Frasunkiewicz vom Balkon des Bremer Rathauses die Bildung eines Arbeiter- und Soldatenrates aus und kündigte die Machtübernahme an. Ecks wurde am 8. November Vorsitzender des Soldatenrates.

Es wurde ein Aktionsausschuss aus drei Vertretern der Linksradikalen (Hans Brodmerkel, Adolf Dannat, Alfred Stockinger) und vier Vertretern der USPD (Alfred Henke, Adam Frasunkiewicz, Karl Herold, Emil Sommer) gebildet. Nach Wahlen am 7. November wurde der Ausschuss um weitere Mitglieder ergänzt, der bremische Arbeiter- und Soldatenrat formierte sich nach diesen Wahlen mit 210 Mitgliedern als Legislative und 250 Mitgliedern als Kontrollinstanz. Er bildete, noch unter Ausschluss der Mehrheitssozialisten, einen fünfzehnköpfigen Exekutiv-Ausschuss. Nachdem die „Linksradikalen“ Probleme hatten, geeignete Fachleute zur Besetzung ihrer Posten zu finden und sich auch Vertreter der Mehrheitssozialisten wie Karl Deichmann für die Revolution ausgesprochen hatten, wurde dieses Gremium um Vertreter der Gewerkschaften und der Mehrheitssozialisten auf einundzwanzig Mitglieder erweitert. Zu den Vorsitzenden des Ausschusses wurde Alfred Henke von der USPD und als Stellvertreter für die „Linksradikalen“ Hans Brodmerkel gewählt.

Am 14. November verkündete Alfred Henke im Konventssaal der Bremer Börse die Übernahme der Macht durch den Arbeiter- und Soldatenrat sowie die Auflösung des Senats und der Bürgerschaft. Gleichzeitig wurde die Beamtenschaft aufgefordert, auf ihren Stellen zu bleiben, die Gerichte sollten weiterhin tätig bleiben, auch die Leiter der Behörden blieben im Amt. Die Senatoren sollten bis auf Weiteres dem Ausschuss über die Verwaltungstätigkeit berichten. Der Ausschuss behielt sich die politischen Entscheidungen vor. Für den Übergang wurde eine Kommission aus sechs Vertretern des Arbeiter- und Soldatenrates und sechs Senatoren (Apelt, Biermann, Bömers, Donandt, Hildebrand und Spitta) eingesetzt. Öffentlich gab Henke die Machtübernahme am 15. November um 11 Uhr vom Balkon des Bremer Rathauses bekannt.

Durch die Beibehaltung der bisherigen Verwaltung und durch die Leitung dieses von Seiten des Senates und der Räte besetzten Ausschusses besaß das Bürgertum einen nicht unerheblichen Einfluss, der sich eher hemmend auswirken sollte. Notwendig war diese Lösung aus Sicht der revolutionären Kräfte, da es ihnen an einer ausreichenden Anzahl von Fachleuten mit Verwaltungserfahrung mangelte.

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