kopiert von butenunbinnen.de
Die Seenotleitung Bremen hat laut der Initiative „Seebrücke“ nicht richtig gehandelt. Zwölf Menschen seien gestorben. Das Koordinationszentrum MRCC widerspricht.
In einem offenen Brief haben zwei Bremer Bündnisse schwere Vorwürfe gegen die Seenotleitung Bremen und das Koordinationszentrum (MRCC) erhoben. Laut den Aktivisten von Seebrücke und „Watch the Med – Alarmphone“ haben Europa und das Bremer MRCC in einigen Seenotfällen im Mittelmeer Hilfe unterlassen.
Einer Rekonstruktion von Seebrücke Bremen zufolge waren zwischen Karfreitag und Samstag vier Notfälle in dem Gebiet dem Alarmphone gemeldet worden. Alarmphone ist eine ehrenamtliche Hotline, die Geflüchtete bei Seenot im Mittelmeer anrufen können. Insgesamt 250 Menschen sollten sich in einer prekären Lage auf See befinden.
Italien hat wegen Corona Häfen geschlossenDie ehrenamtliche Initiative habe versucht, die zuständigen Stellen in Italien und Malta zu erreichen und die Zusage einer Rettungsaktion zu erhalten – ohne Erfolg. Einige seien telefonisch nicht erreichbar gewesen, andere hätten keine Informationen weitergeben wollen.
Italien hatte vor wenigen Tagen angekündigt, wegen der Corona-Pandemie „kein sicherer Hafen“ mehr zu sein. Malta hat ebenfalls bekanntgegeben, dass es wegen der Corona-Lage keine Rettungsaktionen mehr garantieren könne.
Alarmphone soll dann eine Mail an alle europäischen Seenot-Rettungsstellen geschickt haben – auch an Bremen. Die Seenotleitung – so die Vorwürfe – habe empfohlen, die Informationen an das Auswärtige Amt weiterzuleiten. Dies habe allerdings „keine konkrete Aussage zur möglichen Verantwortungsübernahme“ gemacht.
Initiativen: MRCC hätte Schritte einleiten sollen
Aus Sicht von Seebrücke hat das Bremer MRCC nicht richtig gehandelt und somit Hilfe unterlassen. Das Auswärtige Amt sei nicht die richtige Stelle, um solche Aktionen zu koordinieren, sagte ein Alarmphone-Mitarbeiter, Daniel Böhm. Die Seenotleitung könne, anders als das Außenministerium, Schiffe im Seegebiet der Notfälle benachrichtigen.
MRCC Bremen hätte direkt RCC Malta kontaktieren und sichergehen müssen, dass die Menschen aus Seenot gerettet werden. Solange keine Rettung von den verantwortlichen Stellen vor Ort in Aussicht steht, müssen sie selbst weitere Schritte unternehmen.
Anonyme Aktivistin, Auszug aus dem offenen BriefNach Informationen der Organisation sollen am Ende zwölf Menschen gestorben sein, einige sollen laut einigen NGOs nach Libyen zurückgebracht worden sein.
Bremer Seenotleitung wehrt sich gegen die Darstellung
Die Seenotleitung Bremen will die Anschuldigungen nicht so einfach hinnehmen. Auf Nachfrage antwortete der Sprecher der Seenotretter, Ralf Baur, das Zentrum in Bremen könne außerhalb des eigenen Zuständigkeitsgebiets lediglich die zuständigen Rettungsleitstellen über den Notruf in Kenntnis setzen. „Zusätzlich kann MRCC Bremen mit Hilfe eines Sammelanrufes die Schifffahrt vor Ort über entsprechende Notmeldungen im Seegebiet informieren. Im vorliegenden Fall ist dies durch die zuständige Rettungsleitstelle RCC Malta geschehen“, so Baur.
MRCC Bremen hat weltweit keine Weisungsbefugnis gegenüber Fahrzeugen und Rettungsleitstellen.
Ralf Baur, Sprecher der Deutschen Gesellschaft zur Rettung SchiffbrüchigerUm solche Situationen bei Rettungsaktionen im Mittelmeer zu vermeiden, sei eine politische Lösung im Rahmen der Migrationspolitik notwendig, fügt der Sprecher hinzu.
In Fällen, in denen MRCC Bremen Kenntnis über Notfälle im Zusammenhang mit Flüchtlingen und Migranten erhält, wird zusätzlich zu allen erforderlichen Maßnahmen ein erweiterter Kreis informiert. Entsprechende Lagen in den derzeit vermehrt vorkommenden Fällen im zentralen Mittelmeer können aufgrund nationaler Souveränität durch eine örtlich nicht zuständige Rettungsleitstelle nicht geklärt werden. Hierzu bedarf es Lösungen im Rahmen der Migrationspolitik.
Ralf Baur, Sprecher der Deutschen Gesellschaft zur Rettung SchiffbrüchigerSeebrücke und Alarmphone behaupten, die Bremer Seenotleitung sei doch in der Lage, Rettungsaktionen auch außerhalb der Ost- und Nordsee zu koordinieren. „Wir fordern Sie auf, Ihrer Verantwortung für in Seenot geratene Menschen in Zukunft gerecht zu werden“, schreiben die Vereine. Sie schlagen außerdem vor, dass die circa 200 Geflüchteten, die noch auf Rettungsschiffen im Mittelmeer ausharren, in Bremen aufgenommen werden. „Bremen ist ein sicherer Hafen. Von vielen Seiten wurde dies bereits bestätigt. Nun müssen Worten Taten folgen.“
kopiert von butenunbinnen.de