Klare Ansage gegen Rechts: „Kein Fußball den Faschisten“

kopiert aus dem Weser Kurier

Am vergangenen Spieltag wurden in der Ostkurve zahlreiche Spruchbänder gegen Rassismus in die Höhe gehalten – gänzlich ohne Zwischenfälle lief der von Ultras initiierte Aktionstag allerdings nicht ab.

Die Ostkurve hatte sich etwas ausgedacht. Geschwiegen wird dort ohnehin nur selten, nun wollten viele Fans ihre Meinung aber noch etwas deutlicher zum Ausdruck bringen. Und so reckten sie pünktlich zum Start der zweiten Halbzeit des Werder-Spiels gegen Nürnberg zahlreiche Banner in die Höhe – wenngleich nicht jede Botschaft zwingend den richtigen Ton traf. Zumeist waren aber deutliche Worte zu lesen, die sich gegen Rassismus richteten – gegen Ereignisse wie in Chemnitz, Köthen oder anderswo.

„Kein Fußball den Faschisten“, „Maul aufmachen, aktiv werden, dem Rechtsruck entgegentreten“ oder schlichtweg „Nazis raus!“ waren nur drei von vielen Beispielen, die es zu sehen gab. Die Ultragruppe „Caillera“ hatte zu dieser Aktion aufgerufen, um ein Zeichen gegen die laut eigener Aussage „Gewaltexzesse und Aufmärsche der Melange aus Faschos, Wutbürger und ,bürgerlicher Mitte‘“ zu setzen. Bereits vor knapp zwei Wochen hatten die Ultras beim Auswärtsspiel in Frankfurt mit mehreren Spruchbändern Stellung bezogen.

Die Bremer Anhänger stehen nicht allein da. Auch in Dortmund wurde am Freitag die häufige Trennung zwischen Politik und Sport aufgehoben. Der BVB verzichtete auf seinen Trikotsponsor, stattdessen zierte der Slogan „Borussia verbindet“ die Brust. Auf den Rängen waren unter anderem die Worte „Wir sind mehr“ zu lesen. Die Fanabteilung des Klubs lieferte wenig später via Facebook eine Begründung für ihr Handeln: „,Politik hat im Stadion nichts zu suchen‘ hören und lesen wir oft, wenn wir in der Öffentlichkeit Stellung zu bedenklichen Entwicklungen und einem Wiedererstarken faschistischer Tendenzen nehmen“, heißt es dort. „Doch das Eintreten für Weltoffenheit, Toleranz, Integration und gegen Nationalismus, Rassismus und völkische Hetze hat schlichtweg nichts mit ,Politik im Stadion‘ zu tun. Unser Antrieb ist gesunder Menschenverstand.“
Werder trägt die Botschaft mit

Ähnlich wird die Sache in Bremen gesehen. Bei Fans, aber auch den Verantwortlichen des Bundesligisten. Politisches Gedankengut in den Kurven wird in Werders Stadionordnung nicht verboten, doch der Klub spricht sich dort explizit „gegen rassistische, gewaltverherrlichende, antisemitische, nationalistische, ausländerfeindliche sowie verfassungs- oder demokratiefeindliche Bekundungen aus“. Darüber hinaus engagiert sich der Verein selbst regelmäßig gegen Rassismus, im vergangenen März warb er beispielsweise für eine Solidaritätsaktion im Zuge der Kampagne „Nazis raus aus den Stadien“. Folglich sperrte sich Werder auch jetzt nicht gegen die Banner in der Ostkurve.

Doch es lief nicht alles reibungslos. So wandte sich ein Fan via Twitter an Werder, der davon berichtete, dass einige Anhänger mit ihren „Nazis raus aus den Stadien“-Shirts vom Sicherheitspersonal aufgehalten worden seien. Begründung: Mit dieser Art von politischer Botschaft gebe es keinen Einlass ins Stadion. Die Fans hätten in der Folge ihr Oberteil auf links ziehen müssen, um in den Block zu kommen. Nicht wenige dürften allerdings danach ihr Shirt gleich wieder gewendet haben. Der Verein zeigte sich von dieser Reaktion einiger Security-Mitarbeiter überrascht und antwortete prompt per Twitter: „Wir nehmen diesen Hinweis sehr ernst und werden das Gespräch mit Elko suchen. So geht‘s nicht.“

Wie wichtig Werder das Thema ist, zeigt ein Blick in die jüngste Vergangenheit. Bei der 6. Bremer Integrationswoche war auch der SVW vertreten. Anne-Kathrin Laufmann, Abteilungsleiterin für sozial nachhaltige Projekte, betonte: „Es ist und bleibt enorm wichtig, sich stetig für eine offene und tolerante Gesellschaft einzusetzen, aktiv ein positives Menschenbild zu fördern sowie sich Rassismus, Demokratiefeindlichkeit und Gewalt entgegenzustellen.“ Und weiter: „Es handelt sich mittlerweile nicht mehr um eine Debatte, in der es um politische Richtungen wie links oder rechts gehen sollte. Die Migrationsfrage ist eine von Menschlichkeit und Humanismus!“

Quelle: Weser Kurier

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