Zwangsräumerin besucht

Letzten Samstag, am 16.11.19, hat das „Bremer Bündnis Zwangsräumungen verhindern“ ab 10:30 Uhr in Lesum die Vermieterin Caterina Brüggemann besucht, die dort ein Friseurgeschäft und einen Copyshop besitzt und auch vor Ort wohnt. Frau Brüggemann hatte am 26.09. eine demente Mieterin räumen lassen – das haben wir mit einer Flyer Aktion in der Nachbarschaft bekannt gemacht.
Mit Schildern und Flyern (diesen findest du unten) sind wir durch die Lesumer Straßen gezogen und haben mit den Anwohner*innen gesprochen. Die meisten Menschen waren sehr interessiert und reagierten empört, als sie von dem menschenfeindlichen Verhalten von Frau Brüggemann hörten. Damit haben wir genau das erreicht, worauf diese Aktion abzielte. Wir denken, dass die Strukturen des kapitalistischen (Wohnungs-)marktes nicht nur abstrakt analysiert und angegriffen werden müssen. Auch auf der konkreten Ebene bieten sich viele Angriffspunkte: Wie verschiedene kreative Besuche bei Immobiliengesellschaften, Gerichtsvollzieher*innen und Vonovia Autos in letzter Zeit in Bremen gezeigt haben, lassen sich durchaus konkrete Akteur*innen im Wohnungsmarkt ausmachen, die erheblich dazu beitragen, dass die Wohnungsmisere und der kapitalistische Alltag am Laufen bleiben. Auch Privatvermieter*innen zählen zu aktiven Teilen dieses Systems, in dem Gewinne und Profitinteressen über der Lebensgrundlage „Wohnen“ stehen. Die Mehrheit aller Mietwohnungen ist im Besitz von Privatvermieter*innen.
Es ist wichtig, diese Menschen ins Licht der Öffentlichkeit zu holen. Wir wollen, dass sich Menschen, die Hand in Hand mit Gerichtsvollzieher*innen und Polizei Zwangsräumungen durchführen, nicht mehr sicher dabei fühlen. Eine Gesellschaft, die solche Handlungen als rechtmäßig bezeichnet und Vermieter*innen ein reines Gewissen gibt, gehört in ihren Grundfesten angegriffen. Eine Gesellschaft, in der es legitim ist, zum Schutz des Eigentums andere Menschen in ihrer Existenz zu bedrohen, muss über den Haufen geworfen werden.
Aktionen wie die in der Lesumer Einkaufsstraße werden noch zu selten gemacht, sind jedoch ein cleverer Ansatz: Vermieter*innen (und wie wäre es in anderen Kämpfen z.B. mal mit Chef*innen?), die Menschen mit Gewalt aus der Wohnung schmeißen, kommen damit nicht folgenlos durch, sondern erleben eine öffentliche Demütigung. Im besten Fall hat das Auswirkungen auf ihr künftiges Handeln. Durch den Aufbau von kollektivem Druck sollen in Zukunft alle Zwangsräumungen unmöglich gemacht werden.
Hinzu kommt, dass die Nachbar*innenschaft aufmerksam wird. Es findet eine Bewusstwerdung darüber statt, dass das, was jenseits des Gartenzauns passiert, mich durchaus etwas angeht. Dass Politik nicht gleichzusetzen ist mit parlamentarischen Sitzungen, sondern direkt vor der Haustür und in den eigenen sozialen Beziehungen stattfindet.
Die Aktion in Lesum hat uns bestärkt, solche Formen weiter auszuprobieren und weiterzuentwickeln. Wir freuen uns über alle, die sich uns dabei anschließen. Zusammen können wir noch viel mehr erreichen!

Du findest uns im Netz, kannst uns aber auch anrufen:
zwangsraeumungverhindern-bremen@riseup.net
facebook.com/Zwangsraeumungenverhindern
twitter.com/BVerhindern
0176 86 54 62 83

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